Géza Ákos Molnár 8. Feber 2016
Ich habe es soeben erfahren. Ich hatte ihm so gerne zugehört.
Ich hatte seine Bücher so gerne gelesen. Es ist seltsam, dass ich gerade gestern beim Spazierengehen wieder an ihn gedacht habe, einfach so aus heiterem Himmel, wie man so schön sagt.
„Der war schon so lange nicht mehr im Fernseh’n.“
Und dann: „Na, vielleicht schreibt er ja wieder ein Buch.“
Und heute die Nachricht von seiner Krebserkrankung und seinem Tod gestern.
Erwähnen will ich Roger Willemsen hier in der Redemanufaktur deshalb, weil er ein Redner der Sonderklasse war. Er hat sehr schnell geredet, aber es hat zu ihm gepasst, weil man beobachten konnte, dass sein Hirn all das gerade eben mal so produziert.
Und das Hirnproduzierte musste raus. Gerade so, wie soeben gedacht. Brilliant gedacht, wunderbar formuliert. Immer. In Interviews, in Talkshows (auf youtube sind noch ein Ausschnitte von Harald Schmidt Shows mit ihm als Gast zu sehen), bei Reden und Vorträgen.
Willemsen haben viele Menschen gerne zugehört. Ich glaube, er hat sich auch selbst unheimlich gern reden gehört.
Seine Bücher zeigen auch einiges an Eitelkeit (ähnlich wie Umberto Eco gerne eitel ist). Der Leser soll ruhig wissen, wie unheimlich gebildet ich bin.
Es war eine sympathische Art von Eitelkeit, weil er darüber und über sich auch herzlich lachen konnte.
Willemsen haben viele auch gerne lange zugehört, weil er uns nie mit der dichten Dichte seiner vielschichtigen Überlegungen und scharfen Beobachtungen und tiefen Erkenntnisse alleingelassen hat.
Wie hat er uns begreifen geholfen? Er hat uns immer Geschichten dazugegeben. Immer. Und immer so, dass sie uns traurig, nachdenklich oder, meistens, heiter gestimmt haben.
Über Rhetorik und Kommunikation und über das berufliche Reden hat Willemsen auch nachgedacht und erzählt.
Ein besonderes Buch ist das, wo er uns schildert, was er über ein Jahr hinweg im Plenum des deutschen Bundestages beobachtet hat.
Ich empfehle es gerne:
Das Hohe Haus: Ein Jahr im Parlament
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