Géza Ákos Molnár 11. September 2019
Sprache lebt. Auch die deutsche Sprache.
Entsteht ein neues Ding (der Computer zum Beispiel) oder entsteht eine neue Tätigkeit (googeln zum Beispiel), etwas, was es bisher nie gegeben hat oder was wir früher nie gemacht haben, ist es nur allzu natürlich, daß wir dafür ein neues Wort kreieren.
Denn was es gibt und was wir tun, das wollen wir auch bezeichnen, benennen, davon sagen und darüber schreiben können.
Es gibt grob gerechnet zwei Arten neuer Wörter: tatsächlich neue Wörter, die es zuvor nicht gegeben hat; und solche, die neu nur dadurch sind, daß man zwei schon alte Wörter in ganz neuer Kombination miteinander verbunden hat.
Ob diese Wörter dann schön sind und gut klingen, ist den Wortschöpfern zunächst vollkommen egal. Man gewinnt zumindest diesen Eindruck, wenn man die Liste der neuen Wörter durchliest. Schön definiere ich anders.
Welche Lebenserwartung hat ein neugeborenes Wort? Das eine neue Wort bleibt eine Eintagsfliege und verschwindet bald wieder von der Bildfläche.
Das andere neue Wort, im technischen Feld ist es meistens ein englisches Wort, setzt sich durch, allein durch die Praxis; bei uns wird dieses englische Wort grammatikalisch schnell germanisiert, d.h. wir sagen dann: der Computer, des Computers, dem Computer usw. und: ich google, du googelst, er-sie-es googelt usw. Aussprechen tun es die einen englisch, die andern tatsächlich so, wie sie es lesen.
Hat sich ein neues deutsches Wort oder Lehnwort durchgesetzt, wird es kanonisiert, es wird in den Duden und in andere Wörterbücher aufgenommen. Dann muß es auch der konservativste Germanistikprofessor zur Kenntnis nehmen; lieben muß er es also noch lange nicht.
Kennen Sie schon die Seite (anno dazumal neues Wort: Website), auf der (in der?) wir die neuesten Wörter finden?
www.wortwarte.de heißt sie. Nachtrag 2021: Die Wortwarte – Reloaded – Wörter für heute und morgen
Die Wortwarte ist sozusagen unser Standesamt des neuen Wortes. Kommt ein Wort auf die Welt, wird es auch schon in das Geburtsregister eingetragen. Sogar mit Datum und Angabe des Erzeugers und des Geburtsortes des Neuankömmlings.
Tastenkrieger – Vorbeugeportal – Windkraft-Dilemma – Häuselschrumpfer – Einkommensschamgrenze – Fake-Fashion – Klimaanleihe – Zensurwerkstätte – raumintelligent
Die neuesten Wörter von gerade eben finden Sie HIER.
Stöbern Sie. Es ist lustig.
So, und jetzt ist Schluß mit Lustig. Zurück zum Ernst. Voltaire ist immer gut zu zitieren, wenn man als Redner ernste Seriosität und hohe Bildung an den Tag legen will, somit lesen Sie mit ernster Miene dieses hier:
„Verwendet nie ein neues Wort, sofern es nicht drei Eigenschaften besitzt: Es muß notwendig, es muß verständlich und es muß wohlklingend sein.“ (Francois M.-A. de Voltaire)
Schlagwörter: Wortwarte, Francois M.-A. de Voltaire, Tipp: Sprache, deutsch, Neologismus.
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