Géza Ákos Molnár 18. März 2025
Politiker, NGO-Aktivisten und Journalisten, vor allem die der Öffentlich-Rechtlichen Medien sagen gerne: ‚die Wissenschaft.‘ Betonung auf ‚die.‘
Das ist ein kleiner, aber wirksamer rhetorischer Trick. Meine These: Wer ‚die Wissenschaft‘ ins Treffen führt, der will damit Widerspruch und Zweifel im Keim ersticken, seinen Mangel an Argumenten zudecken, Menschen anderer Meinung einschüchtern oder sie öffentlich diskreditieren.
Wer ‚die Wissenschaft‘ sagt, will die fachliche Debatte, die sachliche Auseinandersetzung beenden, jeden – sogar den wissenschaftlichen – Zweifel aussperren, keine weiteren Fragen zulassen.
Wer ‚die Wissenschaft‘ sagt, will herrschen. Wissen ist Macht. ‚Die Wissenschaft‘ ist Allmacht.
Aus dem alten ‚Roma locuta, causa finita‘ machen sie heute ‚Scientia locuta, causa finita.‘ Wer widerspricht, ist ein Ketzer – darauf läuft es dann oft hinaus.
‚Ketzer‘ sagen sie nicht mehr. Die Politiker und ihre NGOs und Medienleute sagen heute lieber ‚Schwurbler‘, ‚Verschwörungstheoretiker‘, ‚Leugner‘, ‚Wissenschaftsfeind‘ und anderes mehr. Moderne Scheiterhaufen gibt es zuhauf.
Er funktionert, weil sehr, sehr viele Menschen gar nicht wissen, was Wissenschaft kann und nicht kann, was Wissenschaft weiß und nicht weiß und vor allem: daß es in jeder wissenschaftlichen Disziplin zu vielen Details unterschiedliche wissenschaftliche Auffassungen, Meinungen gibt.
Vieles von dem, was uns Politiker, NGO-Aktivisten und Medienleute als wissenschaftlich bewiesen verkaufen, ist gar nicht bewiesen, sondern lediglich vermutet und durchaus umstritten (Hypothese, These, Theorie).
‚Wissenschaft‘ konnotieren die meisten Menschen mit Autorität, mit sachlich nicht hinterfragbarer Autorität. Wer sich gerne auf ‚die Wissenschaft‘ beruft, um seinen Willen durchzusetzen, kommt gerne autoritär daher; ich beobachte das auch im rhetorischen Stil, den sie an den Tag legen, wenn sie ihre Reden schwingen.
Wer nicht weiß, was Wissenschaft ohne ‚die‘ in der Praxis ist und leistet, für den gibt es ‚die Wissenschaft.‘ Wer ‚die Wissenschaft‘ für existent hält, für den gilt:
‚Die Wissenschaft‘ weiß gesichert. ‚Die Wissenschaft‘ verpflichtet. ‚Die Wissenschaft‘ fordert. Für sie gibt es nur eine Wahrheit, die auf der einen Erkenntnis der einen Wissenschaft beruht.
Alternativen, die manch einer postuliert, mögen alles mögliche sein, wissenschaftlich begründbar sind sie daher von vornherein nicht – sagen sie.
Klima, CO², Corona, Gender sind die bekanntesten Themen, die unter die Autorität ‚der Wissenschaft‘ gehandelt werden. Mit vielen entscheidenden Folgen für unser aller Leben und Geldbörse.
Weil die meisten Menschen Wissenschaft als höchste Autorität ansehen, suggerieren unsere Manipulatoren mit ihrer ständigen Berufung auf ‚die Wissenchaft‘ dreierlei – und das funktioniert:
Ich habe schon einige Wissenschaftler näher kennengelernt, mit ein paar wenigen verbindet mich Freundschaft. Was mich bei ihnen immer tief beeindruckt hat, ist ihre Demut.
Sie hat mich immer gewundert. War ich doch demütig vor ihnen, wußten sie doch so unglaublich viel, daß ich aus dem Staunen nicht herauskam.
Was ist das Geheimnis hinter ihrer Demut? Der Wissenschaftler weiß sehr, sehr viel. Je mehr er aber weiß, desto mehr Fragen stellt er. Und desto mehr erkennt er, daß er so vieles nicht weiß.
„Wir wissen das nicht,“ oder „Was wir noch nicht wissen,“ oder „Was wir uns nicht erklären können,“ gehört zu den Standardsätzen eines jeden tiefgehenden Gesprächs.Wenn Sie, werte Leser, Denken und Fühlen von Wissenschaftlern aus der Nähe beobachten möchten, lege ich Ihnen dieses Buch ans Herz: Werner Heisenberg, Der Teil und das Ganze. Gespräche im Umkreis der Atomphysik. Heisenberg lehrt uns staunen.
Irren ist auch im Denken, Forschen, Interpretieren von Experimenten und so weiter möglich, ja: Man muß mit dem Irren sogar rechnen.
Jürgen Habermas hat den Begriff „erkenntnisleitendes Interesse“ geprägt. Das ist verkürzt gesagt der vom Wissenschaftler gewählte Blickwinkel, unter dem er – dann mit der dem Blickwinkel entsprechenden Methodik – den Gegenstand seiner Forschung untersucht.
Die Unschärfe, der blinde Fleck – ja, sogar Fehler, Mängel, Irrtümer sind in der wissenschaflichen Forschung selbstverständlich nie ausgeschlossen, und wenn es nur daran liegt, eine bestimmte relevante Frage nicht gestellt zu haben, die Antwort auf sie also gar nicht auftauchen kann. Da entsteht dann ein unfertiges Bild des Gegenstandes der Forschung. Solange man sich dessen bewußt ist, ist noch alles gut.
Ist man sich dessen nicht bewußt – oder ist das jemandem schlicht egal, dann kann das ganz fatale, womöglich letale Folgen für Menschen, Gesellschaften, Staaten haben.
Was, wenn wir nicht gefragt haben, was die Änderung der Erdachse für das Weltklima bedeutet? Oder die Aktivitäten der Sonne?
Was, wenn wir nicht gefragt haben, ob jemand an einem Virus oder lediglich mit ihm im Körper verstorben ist?
Was, wenn wir aus ideologischen Gründen bestimmte Fragen gar nicht mehr stellen dürfen, zum Beispiel in der naturwissenschaftlichen Disziplin der Anthropologie den Intelligenzquotienten betreffend?
Damit Irrtum und Irrweg menschenmöglichst ausgeschlossen werden, falsifizieren und verifizieren seriöse Wissenschaftler allerselbstverständlichst alles, was sie entdecken und erkennen oder eben zu erkennen meinen.
Und sie stellen ihre Zwischenerkenntnisse vor und geben sie zur Disputatio frei. Das ist seriös und jeder Disziplin eigen.
Darum gibt es die feine Unterscheidung von zum Beispiel Hypothese, These, Theorie. Der Weg zur tatsächlichen und unumstrittenen Erkenntnis, zum tatsächlichen Wissen ist ein langer und steiniger. Die Evolution ist nach 150 Jahren noch immer die Evolutionstheorie.
Rhetorik-Exkurs: Bis tatsächliches Wissen in unsere Sprache einfließt, dauert es noch einmal viel, viel länger. Die Sonne geht noch immer ‚auf,‘ und sie geht noch immer ‚unter‘ – wir sagen das noch immer, weil wir es halt so sehen. Es ist aber nicht alles wahr, was wir sehen – nicht einmal beim Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen.
3. Wissenschaftler sind Menschen wie Du und ich.
Ob Wissenschaftler oder Experten: Sie verhalten sich wie eine Musikbox. Wenn man Geld rein wirft, spielen sie das gewünschte Lied.
Diese Kachel fand ich auf Rudolf Rammers Facebook-Seite. Sie hat einen wahren Kern. Wissenschaftler sind Menschen und daher mehr oder weniger eitel und neidig, karriere- und geldmotiviert und haben neben ihren intellektuellen Qualitäten das eigene charakterliche Risiko zu tragen. Wie wir alle.
Womöglich sind sie sogar existentiell von ihrer Forschungsarbeit abhängig, also von dem, der sie bezahlt und fördert. Manchmal zahlt sie die Regierung. Oder der nächstbeste Multimilliardär um die Ecke. Oder dessen NGO.
Neben dem Habermas’schen „erkenntnisleitenden Interesse“ gibt es das Molnár’sche (so viel Eitelkeit will jetzt sein) „erkenntnisleitende Motiv.“
Das Weltenklima und die vielen Geschäfte dahinter zu lenken oder das global präsente Virus und die vielen Geschäfte hinter ihm zu managen, das kann einen Wissenschaftler durchaus beeindrucken.
In die höchsten Gremien der UNO oder im Kleinen in den Think Tank eines österreichischen oder deutschen Bundeskanzlers berufen zu sein, das kann schon motivieren, auch erkenntnisleitend motivieren.
Ein Wissenschaftler ist ein Mensch. ‚Homo sapiens sapiens‘ klingt sehr fein. Er ist aber doch auch nichts als ein ganz gewöhnlicher Mensch.
Ein im Vergleich eher noch zu belächelndes, wenn dennoch auch erschreckend bezeichnendes Beispiel für die leichte Lenkbarkeit von Wissenschaftlern durch politische Motive ist folgendes:
Welche Auswirkungen auf das Forschungsergebnis haben wohl medialer und gesellschaftspolitischer Druck, politische Erwartungen und Wünsche = Befehle? Welche Auswirkungen haben beeindruckende Verlockungen welcher Art immer?
Randbemerkung hier: U.a. auch deshalb gebe ich nichts auf die statistische Feststellung, eine ‚überwiegende Mehrheit‘ der Wissenschaftler teile diese und diese wissenschaftliche Meinung. Mehrheit ist keine Kategorie wissenschaftlicher Erkenntnis. Der Hinweis auf vermeintliche wissenschaftliche Mehrheit ist zumeist ein rhetorischer Trick, ein Versuch, uns zu manipulieren.
Johann Wolfgang von Goethe war mit vielen Wissenschaftlern wohl vertraut. Mit ihrer ganz und gar menschlichen Natur hat er auch so seine Erfahrungen gemacht. Ich zitiere ihn:
„Ich habe die Erbärmlichkeit der Menschen und wie wenig es ihnen um wahrhaft große Zwecke zu tun ist, nie so kennengelernt, wenn ich mich nicht durch meine naturwissenschaftlichen Bestrebungen an ihnen versucht hätte.
Da aber sah ich, daß den Menschen die Wissenschaft nur etwas ist, insofern sie davon leben, und daß sie sogar den Irrtum vergöttern, wenn sie davon ihre Existenz haben.“- Goethe 1825, zitiert nach Eckermann, Gespräche mit Goethe.
Wenn ich Politiker, Journalisten, NGO-Aktivisten ‚die Wissenschaft‘ sagen höre, denke ich immer an Goethe. Mir fällt grad ein, bei ‚jüngste Studien beweisen‘ passiert mir dasselbe. Ja, Sie vermuten richtig, werte Leser: Ich denke ganz schön oft an Goethe.
Die Formulierung ‚die Wissenschaft‘ ist also nichts als ein rhetorischer Trick, ein Manipulationsversuch. Wer das durchschaut, ist auch schon so gut wie gerettet.
Wer rhetorisch seriös redet, der formuliert seine Überzeugung glasklar, belegt sie mit sachlichen Argumenten und legt seine eigenen Motive und Interessen offen.
Was tut er zugleich? Ist etwas wissenschaftlich nicht eindeutig und unbestritten bewiesen (falsifiziert, verifiziert), dann behauptet er das auch nicht. Schon gar nicht mit den Worten, ‚die Wissenschaft‘ zeige, sage, fordere und so weiter.
Den, der eine andere wissenschaftliche Meinung vorzieht, wird er seriöserweise nicht diffamieren, sondern ihn mit Argumenten zu gewinnen versuchen. Das ist demokratisch logisch und für aufgeklärte Menschen selbstverständlich.
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