Auf offener Straße Tote gefordert

Géza Ákos Molnár 18. Feber 2016


Dazu noch teure Preise, schwere Verwüstungen, explodierende Kosten.

So klingen unsere Nachrichten, weil sie routinemäßig mit Hilfe von Floskeln zusammengestellt werden. Die meisten sind bei näherer Betrachtung und im logischen Sinn purer Unfug. Es ist nur so: Sie fallen uns im Alltag nicht als Humbug auf.

Das hat mit dem Gewöhnungseffekt zu tun. Wir lesen das so oft in der Zeitung und wir hören das so oft im Radio, dass wir gar nicht mehr bemerken, wie komisch wir uns ausdrücken, wenn wir schlampig sprechen und faul formulieren.

Und wenn wir dann auch einmal einen Text schreiben oder eine Rede halten, was machen wir dann unbewusst, unabsichtlich und dummerweise?


Wie der Papagei reden wir’s nach und tun so, als wäre nicht die Ware, sondern der Preis teuer und als gäbe es leichte Verwüstungen, denn wir betonen extra, es wären schwere gewesen.
 

Das wäre ja einmal eine gute Nachricht, wenn Kosten tatsächlich explodierten und nur mehr ganz kleine Preise übrigblieben!

Und was ist eine offene Straße? Wenn das Magistrat sie heute aufgraben lässt und die Baustelle in den nächsten drei Wochen unberührt bleibt. Dann ist die Straße tatsächlich offen. Aber nur dann.

Warum passieren Verbrechen meistens ausgerechnet auf offener Straße? Ziehen Baustellen Verbrecher an?

Udo Stiehl und Sebastian Pertsch sind zwei deutsche Nachrichtenredakteure. Ihnen ist dieses Phänomen auch aufgefallen. 

Sie haben darum eine tolle, mittlerweile vielmals ausgezeichnete Idee gehabt. 

Sie scannen viele tausend deutsche Medien und filtern hohle Phrasen, schiefe Sprachbilder, und dumme Formulierungen heraus und stellen sie online.

Sie sehen in der täglich aktualisierten „Floskelwolke“, was wir alles gar nicht mehr bewusst hören.

Besuchen Sie die Seite. Sie macht uns einiges bewusst und lässt uns viel schmunzeln, auch über uns selbst, denn „das sag’ ich auch oft so, obwohl es ja wirklich ein Quatsch ist.“

Viel Spaß in der Floskelwolke!

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