Géza Ákos Molnár 17. Feber 2015
Gehören Sie auch zu denen, die fest an PowerPoint und Ähnliches glauben? An die So-Gläubigen schicke ich hier heute zwei Sendschreiben.
Was will ich damit bewirken? Ich will Zweifel wecken. Ihr Zweifel wiederum bewirkt Gutes für Ihre Rhetorik, in zweifacher Hinsicht:
Denn viel besser ist’s, wenn Sie zweifeln und dafür Ihre Zuhörer nicht verzweifeln müssen.
Die beiden Sendschreiben:
1/ Brian Jenner: Microsoft
“I went to a conference at Microsoft headquarters in Victoria Street, London last week. There was a presentation on Windows 365 scheduled for the early afternoon.
A confident lady stepped up to do the presentation. She ran into difficulties with the technology. She called on technical support. To no avail. She ended up telling everyone to come and see her afterwards so she could do the demonstration.
Having being involved with nine conferences for speechwriters, and visited conferences for Toastmasters and other business events, I can confidently say that technology in support of presentations goes wrong. Always.
David chose to throw away the cumbersome armour he was given by Saul before he took on Goliath, because he couldn’t be sure he could fight with it. There’s a lesson there.”
Quelle: Newsletter UK Speechwriters’ Guild, 11.02.2015
1/ Konrad Paul Liessmann
„PowerPoint suggeriert, dass nun auch dem geholfen wird, der nichts zu sagen hat; und es führt dazu, dass der, der etwas zu sagen hätte, nun so agiert wie der, der nichts zu sagen hat.
Die Substanz einer Präsentation wird durch die Technik der Präsentation überdeckt, die Verwendung vorgefertigter Folien und Bewegungen tut ihr Übriges:
Worüber man auch spricht, die Bilder, Bewegungen und Gesten der Präsentatoren gleichen sich einander an, die Software erzwingt ein anderes sprachliches Verhalten als andere Formen der Rede oder des Diskurses. PowerPoint normiert lehrendes Verhalten in einem bisher ungekannten Ausmaß.
Die Logik der PowerPoint-Präsentation erfordert einen ständigen Bezug zu dem, was gezeigt wird. Das Wort, das in der Rede selbst alleiniger Träger der Bedeutung ist, wird auf die Geste des Verweises und Hinweises reduziert.
PowerPoint-Präsentationen sind nicht nur durchsetzt mit Sätzen wie ‚Hier sehen wir…’, ‚Werfen Sie einen Blick auf…’, ‚Wie dieses Diagramm zeigt…’, ‚Hier noch einmal dieses schöne Zitat…’, ‚Ja, so hat der Autor dieser Zeilen ausgesehen…’, ‚Ach, hier fehlt leider eine Folie…’
PowerPoint zwingt jede Rede in die Form des Kommentars, der Erläuterung, der Beschreibung, der Entschuldigung, des Verweises.
Damit aber sind andere Redeweisen wenn nicht ganz ausgeschlossen, so doch in ihrer Präsenz und Wirksamkeit reduziert:
die Entwicklung eines Gedankens, die Hinführung zu einer These, die Prüfung von Argumenten, die allmähliche rhetorische Steigerung, die Emotionalisierung des Publikums durch Sprache.“
Konrad Paul Liessman, Geisterstunde. Die Praxis der Unbildung. Eine Streitschrift, 2014, S. 82 f.
Ich unterstütze Sie gerne bei der Vorbereitung Ihres wichtigen Auftrtitts. Rufen Sie mich an. Sie sind immer willkommen!
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