Géza Ákos Molnár 18. Jänner 2025
Vorbemerkung: Meinen Bericht hier verquicke ich mit meiner Meinung, so erquickt es mich mehr, über rhetorisch Haarsträubendes zu schreiben.
Um Mißverständnisse von vornherein auszuschließen. Es hieß im Gespräch nicht etwa: „Nicht Männer, sondern Pferde.“
Es hieß tatsächlich „Nichtmänner.“ Ein Wort, noch deutlicher, in arabischen Ziffern: 1 Wort.
Unerhört! Nichtmänner! Bis zum 14. Jänner 2025 von mir auch ungehört.
Zur Sicherheit habe ich die Passage extra noch einmal nachgehört. Wirklich: Agnes Decker, Talkgast in der ZDF-Sendung „Volle Kanne“, sprach über die Nichtmänner.
Da zeigten sie dem erlauchten Publikum einen Beitrag, der die mangelhafte (tatsächlich!) Umverteilungspolitik des Staates kritisierte und die Aktivität eines Start-Ups lobte, das die Idee der Umverteilung nun zivilgesellschaftlich viel effizienter als die Politiker voranzubringen beabsichtigt.
So klar, so normal für den klassenkampfmotivierten, manipulationseifrigen und von der staatlichen Umverteilungspolitik (Zwangsgebühren: von den Armen zu den Reichen) sehr, sehr gut lebenden öffentlich-rechtlichen Sender ZDF. Wegen der Ausgewogenheit: ARD, ORF ticken ebenso.
Gleich im Anschluß an den Beitrag fragt der Moderator Florian Weiss seinen Talkgast, am 14. Jänner 2025 die Schauspielerin Agnes Decker, ob es in ihrem Metier auch Ungerechtigkeiten gibt.
Die Dame ist total überrascht und überfordert und sehr ehrlich. Sie sagt nämlich eine Weile lang — gar nichts. Sie sucht ihr Umfeld nach Ungerechtigkeiten ab und findet nichts. Die tatsächlichen kennt sie nicht oder sie verschweigt sie lieber. Denn wes Brot ich ess, des Lied ich sing. Frage am Rande: Ist Opportunismus eigentlich auch eine Art von Umverteilung?
Armer Moderator – hat er doch grad den Auftrag, der Untertanen Denken zu betreuen; die Zuseher lernten viel besser, wenn sie Anschauungsbeispiele erzählt bekämen, am besten frisch von der Leber. Herr Weiss hilft nach und fragt seinen Gast:
Na, werden zum Beispiel die Schauspieler unterschiedlich bezahlt, je nach dem, ob sie Männer sind oder Frauen?!?! Ich höre den Moderator innerlich flehen: Bitte, mach, daß es ganz arg ungerecht zugeht beim Film.
Wie reagiert Agnes Decker?
Angestrengt denkt sie nach. Sie findet wieder keine im Sinne des Klassenkampfes und des Feminismus schlechte Nachricht.
Dazu fehlen mir jetzt die Fakten, sagt sie entwaffnet entwaffnend.
Dann aber!! Dann sagt sie etwas, das sie ideologisch nicht nur als anständig (Haltung!) und ZDF-kompatibel ausweist, sondern sogar als superkorrekt: NICHTMÄNNER …
Das magische Wort! Nichtmänner löst ihre Zunge; endlich kann sie ein paar schlimme Dinge unter dem hier unausgesprochenen, aber präsenten Überbegriff der Diskriminierung erwähnen. Ganz schwach zwar nur, weil auch in diesem Bereich vieles schon viel besser geworden ist – aber immerhin.
Ende gut, alles fast gut: Der Moderator hat mit seinem staatlichen Volkserziehungs- – ich korrigiere – mit seinem öffentlich-rechtlichen Bildungsauftrag grad noch die Kurve gekratzt.
Ich habe nachgefragt und folgende Antworten erhalten.
duden.de: „Meinten Sie Lichtmann, Nichtfachmann oder Kehrichtmann?“
dwds.de: „Wir haben für Ihre Abfrage nach Nichtmann den Artikel Lichtmann als am besten passend ermittelt.“
Nichtmann ist ein neues Konstrukt der woke-feministischen Genderideologie. Diese respektiert weder die deutsche Sprache und Grammatik noch die Wissenschaft von der Natur noch die Natur von Mann und Frau. Zwangsläufig muß sie daher eine ganz andere, im Lichte der Aufklärung antifaktische Sprache entwickeln und neue Wörter erfinden. Nichtmann ist ein bezeichnendes Beispiel dafür.
Denjenigen, die diesen ideologischen Begriff aus Überzeugung verwenden möchten, gebe ich folgendes zu bedenken:
Nichtmann ist total androzentrisch, männerzentriert, de facto politically incorrect. Nichtmann degradiert die Frau, sie ist sprachlich nicht mehr existent, ist sie ja nur mehr Nichtmann. Dasselbe gilt für die Menschen der andern 70 Geschlechter, die es heute antifaktisch gibt. Wenn schon, wäre es dann nicht korrekter, lieber die Männer als Nichtfrauen zu bezeichnen?
Man merkt freilich: Die Ideologie zuckt sogar sprachlich aus, sie führt ins Abstruse und ist der Gefahr bereits erlegen, sich schon lächerlich zu machen.
Eine historische Analogie: Früher, in Zeiten des ersten Kampfes gegen die Aufklärung, als die römisch-katholische Kirche der Maßgeber des Denkens und die alleinseligmachende Institution war bzw. sein wollte, nannten sie die Evangelischen, Orthodoxen etc. Akatholiken. Nichtkatholiken. Das durchaus despektierlich gemeinte Akatholik war damals ein feststehender juristischer Begriff (u.a. im Eherecht).
Hier sehen Sie die Gesprächspassage von TC 18:23 bis TC 20:32.
[TC 18:32] Weiss: Agnes, Du bist Mitte dreißig, Du bist in Bonn geboren. In welchen Momenten in Deinem Leben hattest Du das Gefühl: Ja, da ist Deutschland echt ungerecht? Ist Dir das einmal passiert, also das, was wir jetzt grad in dem Beitrag ein bißchen, ja, mitbekommen haben? [ Pause; Agnes Decker schweigt ] Oder auch in Deinem Job? Gibt’s bei Euch den berühmt berüchtigten Gender-Pay-Gap? Also werden Schauspielerinnen grundsätzlich oder oft schlechter bezahlt als Männer zum Beispiel?
Decker: [ kurze Pause ] Aaahm. Ich habe keine Fakten jetzt gerade zur Hand. Aaahhmmm. [ Pause ] Was mir nur auffällt manchmal, daß, wenn ich in Teams arbeite, wo viele Männer sind, daß ich mich dann frage: Wo sind denn die andern? [ Sie lacht ] Zum Beispiel.
Weiss: Die Frauen?
Decker: Oder die Nichtmänner, sozusagen. Aaahhm.
Weiss: Ist das im Bereich Technik der Fall? Weil vor der Kamera ist es … aber das ist mein Eindruck, ich konsumiere ja nur, ich kenne Deine Branche nicht so gut; vor der Kamera, habe ich den Eindruck, es sind schon beide gleichermaßen vertreten.
Decker: Ja, da muß man sich anschauen, wie viele Nichtmänner dürfen auch Hauptrollen spielen zum Beispiel? Wieviele Personen mit Migrationsgeschichte dürfen Hauptfiguren spielen?
Weiss: Ist das nicht besser geworden? Mein Eindruck ist schon, daß es sich geändert hat. Aber wie gesagt: Ich seh’s nur.
Decker: Ja, ja. Ich glaub‘ schon, daß es besser geworden ist. Ääähmm. [Pause] Genau. Manchmal find ich dann spannend, wie – also – aus welcher Perspektive wird eine Geschichte erzählt? Ne? Also, aahmm. [Pause] Da wird dann zum Beispiel über eine asiatische Community erzählt, aber aus der Perspektive der, der – also nicht aus der Community …
Weiss: … der deutschen Community?
Decker: Genau.
Weiss: Ja, ok.
Decker: Es stellt sich auch die Frage, wer – für wen ist das gerade spannend so, aber – genau.
Weiss: Ich würde sagen, wir schauen einfach auf Deine Karriere … [TC 20 32]
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