„ … daß ich am Abend noch weiß, welche Firma Sie sind!“

Géza Ákos Molnár 27. Juni 2023


Die Überschrift stammt aus der Aufforderung des Fondsmanagers, der daran ging, sich ein Unternehmen präsentieren zu lassen. Der Mann hat da einen knallharten Anspruch formuliert. Freilich: Der Anspruch ist berechtigt, ganz und gar.

Werden ihm die Vortragenden gerecht werden? Wann entscheidet sich die Qualität der Präsentation? Was hängt da alles dran? Wieviel Aufwand kostet sie? 

Ich habe dieser Tage ein sehr interessantes Gespräch empfohlen bekommen. Es geht darin um die Managementerfahrungen des CEOs der FREQUENTIS AG.

Ich empfehle dieses Gespräch von Frau Sara Halbmayr mit Herrn Norbert Haslacher sehr. Quellenangaben siehe unten.  

Da es gut ist, wenn der Schuster bei seinem Leisten bleibt, picke ich nur die rhetorische Rosine aus dem schönen Gespräch heraus. Ich transkribiere diese genau zwei Minuten, die mein rednerisches Herz erquickt haben:

Der große Erfolg einer wichtigen Präsentation

TC 11:51

Sara Halbmayr, HILL: Dann schauma [schauen wir] von der Vogelperspektive zurück auf FREQUENTIS. Aus Ihrer Erfahrung sprechend – gibt’s irgendein Beispiel vielleicht, wo erfolgreiches Management hier bei Ihnen im Unternehmen extrem gut gelungen ist? Fällt Ihnen da irgendwas spontan ein? 

Norbert Haslacher, FREQUENTIS: Ja, also das, was mir bei solchen Fragen immer sofort einfällt, ist unser IPO. 

Wir haben 2019 ja den Börsegang gemacht. Und da muß ich sagen, das war eine perfekte Teamleistung. IPO ist wirklich, ich weiß nicht, ob Sie wissen, wie so ein IPO vor sich geht. 

Es ist ein wahnsinniger Aufwand, einmal im Vorfeld mit Rechtsanwälten, Due Diligence, Finanzleuten mal ein Papier zur Verfügung zu stellen, einen Prospekt zur Verfügung zu stellen, der rechtlich auch entsprechend abgesichert ist, der das Unternehmen nicht zu sehr in Aussagen zwingt, die dann nicht erfüllbar sind, wo die Daten auch alle überprüft werden, also da waren Heerscharen von Leuten damit beschäftigt, diesen Prospekt zu erzeugen.

Dann muß man daraus einen Foliensatz generieren, den man ja dann Investoren und Investorinnen verkaufen muß.

Und wir waren als Vorstandsteam in, glaub‘ ich, sieben Ländern in zehn Tagen und haben 110 Präsentationen gemacht. 

Was mich fasziniert hat, ich werd‘ nie vergessen: In London hatten wir eine Präsentation, wo der Fondsmanager dort gesagt hat:

„Also, ich sehe heute 15 Unternehmen. Bitte machen Sie Ihre Präsentation so, daß ich am Abend noch weiß, welche Firma Sie sind!“

Und das funktioniert nur, wenn die ganze Kette perfekt funktioniert, ja? 

Das heißt, die Zahlen sind alle da, die Storyline ist da, man hat die zehn Mal geübt, das Vorstandsteam arbeitet gut zusammen; 

also, das war für mich vom Management her des gesamten Prozesses im Team eine Meisterleistung. 

Und wir haben’s dann im Endeffekt auch geschafft, 2019 an der Wiener und an der Frankfurter Börse gelistet zu sein.  

TC 13:52

Brutal, aber erfolgversprechend

Ich bin immer froh, wenn mir jemand solche Geschichten aus der Praxis seines Lebens erzählt. Sie sind glaubwürdiger als meine Bezeugungen.

Dem Rhetoriker glauben viele nicht, wenn er ein hohes Qualitätsniveau anpeilt: „Naja, ist ja klar, daß der das mit meiner Präsentation so genau nimmt, das ist ja schließlich sein Beruf. Aber nirgends wird so heíß gegessen wie gekocht.“ Das ist total menschlich, aber trotzdem sehr riskant. 

„Daß ich am Abend noch weiß!“ Der Londoner Fondsmanager = der Hörer der Rede, der hat den Anspruch perfekt brutal auf den Punkt gebracht. Und das nur ein paar Sekunden, bevor die Vorstände zu präsentieren begonnen haben! Stelle man sich das einmal vor. 

Die kluge und professionelle Vorentscheidung des Vorstandsteams von FREQUENTIS war damals die, diesen Anspruch der Ansprüche im voraus zu identifizieren. Das zeugt von Erfahrung am Markt, von Empathie gegenüber der Audienz und von nüchterner Beurteilung der Lage.  

Daß alles sehr gut gelungen ist, ist nur folgenden Tatsachen zu danken: Die Mitglieder des Vorstands haben die Präsentation unter immensem Aufwand

  • miteinander vorbereitet,
  • miteinander 10 Mal (!) geübt und
  • miteinander wohl sehr gut vorgetragen.

Der Börsegang ist gelungen. Ihr immenser körperlicher und geistiger Einsatz hat sich gelohnt – langfristig gelohnt! 

Noch einmal: 

„ … daß ich am Abend noch weiß, welche Firma Sie sind!“  

Haben Sie so eine Herausforderung mit demselben Anspruch vor Augen? Ob ein Pitch vor Investoren, eine entscheidende Präsentation vor Ihrem Vorstand oder vor potentiellen Kunden, ob die Defensio Ihrer Masterarbeit oder Dissertation: Machen Sie sich einzigartig und so unvergeßlich, daß die am Abend noch wissen …

Rechnen Sie mit beidem: 

  • Vorbereiten & Üben ist anstrengend und kostet viel Zeit und Kraft.
  • All das macht sich tausend Mal bezahlt.  

Suchen Sie dafür rhetorische Unterstützung? Ich stehe Ihnen immer gerne zur Verfügung. Sie sind willkommen!

Quellenangabe:

Ich habe die zitierten Zeilen einem am 1. Juni 2023 online gestellten Gespräch entnommen, in dem es um die Managementerfahrungen des CEOs der FREQUENTIS AG geht. Ich empfehle das ganze Gespräch sehr gerne: kluge, sinnvolle Fragestellungen, sehr gute Gesprächsatmosphäre, angenehme Erzählweise und substantielle Antworten des Herrn Norbert Haslacher. Dauer: 29 Minuten. 

Das Zitierte finden Sie ab TC 11:51, das Gespräch selbst beginnt nach dem Vorspann bei TC 0:37.

Erfolgreiches Management mit CEO der Frequentis AG Norbert Haslacher – Inspiring People – der HILL Karriere-Podcast | Podcast on Spotify

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