Warum ich DWDS.DE lieber frage als DUDEN.DE

Géza Ákos Molnár 17. März 2025


Digitales Wörterbuch der deutschen Sprache

Dieser Titel ist hinter der Abkürzung DWDS verborgen.

Der Duden ist allgemein bekannt. Ihn braucht man nicht vorzustellen. Von unserer Kindheit an ist er unser Begleiter gewesen, wenn wir wissen wollten: 

Wie schreibe ich Wetterkapriole richtig und wie Cabrio? Welches Geschlecht hat das Wort Kompott und welches das Wort Virus

Heute liefern beide die richtige Antwort, dwds.de und duden.de. Und doch befrage ich heute lieber dwds.de. Warum?

Der Duden: grammatikalisch inkorrekt

Weil der Duden ein ideologisches Werk geworden ist. Er will mich in erster Linie erziehen, nicht informieren und bilden. Ich habe den Verdacht, er sieht in uns Unmündige, die weltanschaulicher Betreuung bedürfen. 

In dieser Hinsicht hat die Dudenredaktion dieselben Entscheidungen getroffen wie unsere Öffentlich-Rechtlichen Medien. Ich mache das an zwei Dingen fest: 

  • Grammatikalisch ist der Duden inkorrekt. 
  • Politisch ist er total korrekt. 

Grammatikalisch inkorrekt ist er, weil er das generische Maskulinum de facto abgeschafft hat. Freilich kann er es nicht wirklich abschaffen. Präziser muß es heißen: Er berücksichtigt es nicht mehr. Und handelt damit gegen seine ursprüngliche Mission, uns als Buch der deutschen Sprache das orthographisch und grammatikalisch richtige Deutsch zu zeigen. 

Der Arzt ist im Duden von heute erklärtermaßen nur mehr der männliche Arzt. Die Ärztin wird extra gelistet, als eigenes Wort in der Reihenfolge der Wörter. Der Duden erklärt uns zur Sicherheit, daß die Ärztin eben ein weiblicher Arzt ist. 

Grammatikalisch korrekt ist hingegen: Das Wort der Arzt macht über das natürliche Geschlecht eines Arztes überhaupt keine Aussage. Der Arzt: generisches Maskulinum. Auch Dr.med. Sabine Meier ist von Beruf Arzt. Das ist in der deutschen Sprache so. Darum ist ja auch das Gendern kulturell, sprachlich, grammatikalisch ein einziger großer, grober Unfug. Der Duden huldigt dem Unfug und konterkariert damit seinen ursprünglichen Auftrag, uns sprachlich richtig gut zu informieren und zu bilden. Jubelt er uns womöglich auch andere Dinge unter, die wir als Laien gar nicht bemerken?

Der Duden: politisch korrekt

Wie inkorrekt er grammatikalisch ist, so korrekt ist der Duden politisch. Er folgt der woken, feministischen Ideologie konsistent. In seiner nunmehrig 29. Auflage betreut er unser eigenes, freies Denken intensiver als zuvor. Es soll nicht falsch abbiegen und muß vor allem Übel bewahrt werden. 

Zweifeln die Dudenianer an unserer Mündigkeit? So wie unsere Öffentlich-Rechtlichen Medien, die uns in vielen Sendungen liebevollerweise sagen, was und wer gut und was und wer böse ist und was Fakten sind und was Fake?

Was ist neu in der 29. Auflage? 

Der Duden hat einen Diskriminierungsbarometer eingeführt. Er unterscheidet folgende Intensitäten der Diskriminierung:

  • teilweise diskriminierend
  • häufig diskriminierend
  • stark diskriminierend
  • derb diskriminierend
  • vulgär diskriminierend

Der Unmündige will ja im Wörterbuch extra darauf hingewiesen werden, daß Fettsack nach der Erkenntnis der mündigen Dudenredakteure derb diskriminierend ist und Flittchen häufig diskriminierend.

Was haben Hurenbock und Itaker gemeinsam?   

Interessant: Den Hurenbock haben die Leute vom Duden nicht als diskriminierend identifiziert. Und während der Eskimo häufig diskriminierend ist, ist der Itaker gar nicht diskriminierend. 

Zwischenbemerkung: Mit dem Maßstab der Logik gemessen sind diese Unterscheidungen freilich total unlogisch. Wie man auf diese Unterschiede genau kommt, das unterliegt dem duden’schen Redaktionsgeheimnis. 

Ironie beiseite. Was ist nur aus dem klassischen deutschen Wörterbuch geworden?

Vom Nutzen des Duden

Nüchtern betrachtet: Freilich kann man den Duden gut verwenden. Da wir entgegen anderslautendem Urteil mündig sind, können wir ja Information und Ideologie voneinander unterscheiden. Wer in einer staatlichen Institution oder in einer NGO oder in einem Konzern arbeitet und penibel politisch korrekt formulieren muß, findet im Duden auch tatsächlich die eine oder andere Hilfe, die er in normalen Wörterbüchern gar nicht finden kann.

Warum ich das DWDS vorziehe?

Warum ich als freier Mensch lieber die Alternative zum Duden verwende, ist einfach erklärt: Habe ich die Wahl zwischen einem Dienstleister, der mich wie einen Unmündigen manipulativ erziehen will und einem anderen fachlich kompetenten Dienstleister, der mich Mündigen seriös informieren und gewissenhaft bilden will, dann wähle ich eben den Letzteren.

DWDS: grammatikalisch korrekt, politisch neutral …

… und unglaublich informativ. Das dwds.de ist ein klassisches Bildungsangebot, das mich nur dankbar staunen läßt. DWDS – der deutsche Wortschatz von 1600 bis heute – so stellt es sich in der Titelzeile seiner Homepage vor.

Schauen Sie sich die Startseite von dwds.de an. Entecken Sie dieses Tool (die haben dort auch eine Rubrik für Anglizismen) mit seinen vielen interessanten und nützlichen Details. 

All das finden Sie auf einen Klick genau hier! Die DWDS-App finden Sie hier zum Herunterladen, wenn Sie möchten.

Hinweis auf Quelle: Einen wesentlichen Teil des hier Beschriebenen habe ich in einem Artikel von Leonie C. Wagner gefunden: Verletzende Wörter.  Umstrittene Einstufung: Neuauflage des Dudens führt eine „Diskriminierungsskala“ ein. In: Verein Deutsche Sprache, Sprachnachrichten Nr. 105 (I/2025), S.14.

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