D. Hallervorden: „Wenn doch mehr Politiker rhetorisch so brillant …“

Géza Ákos Molnár 10. Feber 2015


„Wenn doch mehr Politiker rhetorisch so brillant, schlagfertig und vernünftig argumentieren könnten – Chapeau“, twitterte vor kurzem Dieter Hallervorden laut Süddeutscher Zeitung vom 7./8. Februar 2015.

Hallervorden lobt hier Christian Lindner, den 36-jährigen Parteiobmann der FDP.

Wer auf youtube Christian Lindner sucht, findet zahlreiche Beispiele dafür, was einen glänzenden Auftritt ausmacht.

Hier zeige ich Ihnen aus der reichhaltigen Sammlung 2 Videos:

Das erste Video aus Aktualitätsgründen: Lindner wird während einer Rede vor dem Landtag von NRW von einem Abgeordneten der regierenden SPD unterbrochen, der ihm das Scheitern seines Unternehmens Anfang der 2000er Jahre vorhält.

Lindner reagiert scharf, redet druckreif; und dass er es mit Lust tut, tut auch gut. Die Aufnahme wird am 3. Februar 2015 sogar vom Wall Street Journal kommentiert: „Video energizes german politics.“

Das zweite Video heute habe ich wegen des Faschings ausgesucht und zeigt Lindner als Büttenredner 2014 in Aachen. Zuerst mein Kommentar, darunter dann das Video. Viel Spaß!

Mein Kommentar: Was gefällt mir an dieser Rede?

  • Lindner hat die Rede sehr gut vorbereitet und wunderbar einstudiert – sodass er trotz der reimbedingten Notwendigkeit der genauen Wiedergabe des Textes den Blickkontakt gut halten und dialogisch reden konnte. Zum Beispiel: spontane Anrede Friedrich Merz’, Anspielung auf von Guttenberg, weil dessen Bruder im Publikum war – Stichworte ‚Plagiat’ und ‚Noch ein bißchen Gel und dann kann ich in die USA!’
  • Humor ist, wenn man über sich und über seine Partei auch herzhaft lachen kann, zumal noch dazu aus der totalen Verliererposition heraus (FDP nicht mehr im Bundestag; eigene Haartracht – Lindner hatte sich Haare implantieren lassen; Hotelsteuer).
  • Eleganz ist, wenn man dem politischen Gegner eine unter die Nase reibt und dabei aus den Augen des Betroffenen absolut sympathisch bleibt. (Cem Özdemir, MdB Bündnis90/Die Grünen).
  • Erzählkunst ist, wenn man im Stegreif eine Anekdote einfließen     lassen und sie in aller Kürze gut erzählen kann. PLUS: … wenn man dabei Stimmen imitieren kann, daß es eine Wonne ist, zuzuhören. (Hans Dietrich Genscher, anwesend, als Hauptfigur der Anekdote, ab Min 11:55)
  • Brillant in der Formulierung redet man, wenn man in so eine heitere Rede eine ernste Botschaft einflicht, ohne dabei nur einen Hauch eines bigotten moralinsäuren Beigeschmacks abzusondern, und zugleich den Gastgebern die Reverenz erweist (Rußland und Europa  – Aachen). Achtung: Rededatum:  17. Februar 2014.

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