Géza Ákos Molnár 5. Dezember 2024
Ein guter Freund aus Deutschland hat mich auf ein sehr beeindruckendes Gespräch mit der Opernsängerin Edda Moser aufmerksam gemacht. Eine Grande Dame, humorvoll und voller Leidenschaft im engagierten Einsatz für die schöne deutsche Sprache, die zu schützen und zu bewahren sie sich verpflichtet hat.
Schützen? Wovor denn? Vor ihrer Degeneration, insbesonders durch das sogenannate Denglish und das Gendern. Als im Gespräch dieses Stichwort fällt, reagiert sie blitzschnell: ‚Lassen Sie mich bloß damit! Schad‘ um die Zeit!‘
Sie ist denn auch tatsächlich konsistent. Ich höre an einer andern Stelle des Gesprächs, wie sie sich als „Sänger“ bezeichnet und nicht als Sängerin. So souverän spricht Edda Moser deutsch.
Meine Leser in Deutschland haben bis Ende November 2025 das Vergnügen, sich diesen Beitrag in der Mediathek der ARD anzusehen. Tun Sie das auch, bitte; es ist ein Vergnügen, Edda Moser zuzuhören. Sie finden das Gespräch mit ihr hier verlinkt. Für uns in Österreich habe ich das Gespräch des Moderators des Mittagsmagazins mit Edda Moser transkribiert. Die Zeilen Edda Mosers sind kursiv geschrieben.
Herzlich willkommen, Edda Moser! Wir haben’s grad gesehen. Sie haben eine Zeitlang von Ihren Studenten jeweils einen Euro gefordert, wenn die englische Begriffe benutzt haben. Und ich hab‘ mir vorsorglich schon mal ein paar Euromünzen mitgebracht, weil ich benutze ehrlicherweise sehr oft, häufig Anglizismen.
Naja. Es geht nicht um die Anglizismen. Es geht vor allen Dingen um dieses Wort, dieses unselige Wort ‚okay‘. Und meinen Studentinnen habe ich damals gesagt: ‚Ich verbitte es mir. Wir haben die deutsche Sprache.‘ Und hab‘ denen gesagt: ‚Ein Mal ‚okay‘ und Ihr zahlt einen Euro!‘
Na, gut, ich hab‘ mir gedacht, von dem Geld machen wir das Weihnachtsfest. Das wurde eine riesen Pleite, weil keiner mehr ‚okay‘ sagte.
Also darum sag‘ ich eben: Wir haben die deutsche Sprache, und das ist jetzt, nachdem ich meinen Sängerweg beendet habe, habe ich in Bad Lauchstädt ein ‚Festspiel für die deutsche Sprache‘ gegründet.
Und das ist eben mein Bestreben jetzt. Denn das Singen hat ja vor langer Zeit aufgehört. Ich wollte eben so früh aufhören, daß die Leute nicht sagen: ‚Oh Gott, die singt noch immer!‘ Das wollt‘ ich vermeiden. Hab‘ also Salome gesungen an der Staatsoper in Wien [ … ] und dann hab‘ ich gesagt: So – dann war ich Mitte fünfzig, na, jetzt werde ich siebenundachtzig – und habe dann eben gesagt, ich muß einen Weg finden, um meiner deutschen Sprache auf die Füße zu helfen, denn ich war sehr viel in New York.
Und da wurde ich eben gefördert und geschützt und geliebt und umarmt von den Juden, die damals Deutschland verlassen mußten. Und wurde also dort in jeder Weise gefördert. Und da hab‘ ich gesagt, ich möchte mich einfach bedanken dafür, daß wir deutsch sprechen.
Aber warum prangern Sie diesen Verfall der deutschen Sprache so an? Warum ist Ihnen das so wichtig?
Wenn wir keine Sprache mehr haben, dann sind wir niemand mehr.
Aber ist es nicht ein Stück weit auch vielleicht der Zeitgeist? Na, wenn ich zum Beispiel an Worte denke wie Computer zum Beispiel, nicht? Ist ein englisches Wort.
Ich sag‘ ja, ich meckere ja gar nicht rum. Wenn Fachbegriffe da sind, dann ist es selbstverständlich, weil es eben auch in dem Land dann irgendwo, nicht in Deutschland entstanden ist, sondern in Amerika oder in China oder wo weiß ich.
Aber unsere deutsche Sprache ist unser großer Besitz und unser Gewinn. Und wir müssen einfach individuell bleiben. Deutschland ist ein so schönes Land, und die Sprache ist wunderbar.
Wenn’s um die deutsche Sprache geht, dann landen wir ja auch relativ schnell beim Gendern.
Lassen Sie mich bloß damit! Schad‘ um die Zeit!
Ich merk‘ schon, wie Sie dazu stehen.
Es ist nicht nötig!
Aber können Sie Menschen verstehen, denen das wichtig ist, zumindest?
Nein. Ich kann sie nicht verstehen, weil sie eben einfach – es ist einfach nicht nötig. Wir haben alles in unserer Sprache, was wir in Deutsch ausdrücken können. Ich bin nicht gegen Fachbegriffe. Aber in einer normalen – miteinander – Unterhaltung und Gedanken – Tauschen reicht die deutsche Sprache.
Ich mache jetzt im nächsten Jahr – ich habe dieses Lauchstädter Festspiel eben – will ich Joseph Mendelssohn und der Familie Mendelssohn widmen.
Der Joseph Mendelssohn, der zu Fuß von Dessau nach Berlin gegangen ist, um seinen, mit vierzehn, Lehrer zu finden, und konnte gar nicht deutsch. Sprach nur jiddisch und hat deutsch gelernt und wurde einer unserer größten Philosophen. Das ist, find‘ ich, doch sehr bemerkenswert.
Seit 2006 gibt es dieses Festspiel in Bad Lauchstädt. Wie ist es dazu gekommen?
Ja, das war eben so. Ich war da, hatte damals auch durch mein Singen allein, viele Freunde, Helmut Kohl und eben auch vor allen Dingen auch den Genscher. Und Hans-Dietrich Genscher hab‘ ich gesagt: Jetzt singe ich nicht mehr, ich muß was tun! Ich will die deutsche Sprache schützen. Und da dachte der Genscher: ‚Gehen Sie nach Bad Lauchstädt, da haben Sie alles, was Sie brauchen!‘
Und da bin ich nach Lauchstädt gefahren und habe alles, was ich brauche, gefunden.
Wir haben ein paar Impressionen dieses Festpiels vorbereitet [ … es folgt ein kurzer Film …]
Sie haben gerade eben, als der Beitrag lief, gesagt: ‚Wie bin ich dankbar, daß ich das hab‘!‘ Was bedeutet dieses Festspiel Ihnen?
Ja, daß ich noch irgendwo eine Lebensberechtigung habe. Wissen Sie, wenn man so alt ist. Und, und meine Aufgabe ist, den Menschen Mut zu machen. Ich will einfach Mut machen und sagen:
Steht zu Eurer Sprache! Steht zu Eurer großen, großen deutschen Nation! Und eben auch, man muß unser Land schützen. Unser Land ist empfindlich und unser Land ist zerbrechlich, wie wir schon eben – Genscher und Kohl haben‘s wieder vereinigt, aber – . Es ist ein schönes Land.
Ich will einfach anhand meiner Erfahrung als Sänger, will ich einfach helfen.
Werte Leser, damit Sie alle, also auch Sie in Österreich und in der Schweiz, einen persönlichen Eindruck von Edda Moser gewinnen, möchte ich Sie einladen, sie als ‚Königin der Nacht‘ zu erleben.
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