Was für Reden! 2 Redner und 2 Reden hintereinander.

Géza Ákos Molnár 2. Oktober 2015


15. September 2015. Eine SPD Sitzung im Berliner Reichstag. Die Münchner Sozialdezernentin Brigitte Meier erklärt die Lage angesichts der Flut an Einwanderern, die in München ankommen. 

Sie ist zum Äußersten engagiert, emotional und ennerviert.

Es ist eine sehr persönliche Rede, die diese Frau aus ihrer Perspektive der Verantwortung in einer realen Notlage da hält.

Wirkungsziel nach meinem Befund: Den Ernst der Lage deutlich machen. Es geht nicht mehr um parteipolitisches Gezänk, es geht tatsächlich um die soziale und äußere Sicherheit in Bayern und darüber hinaus.

Die Rede ist rhetorisch exzellent (im Kontext und in diesem Rahmen wohlgemerkt!). 

Woran messe ich das? An der Wirkung. Wer die Rede hört, kann von Beginn an nur eines tun: Zuhören! Wirklich nur zuhören.

Gebannt, angespannt hören, was da jemand erzählt, beschreibend, betroffen, belastet erzählt, um eine befreiende Lösung suchend und doch nicht findend.


Ab Minute 4:20 bis 7:49 hören Sie Thomas Oppermann, den Fraktionschef der SPD im Bundestag.

Interessant, auch seine Rede zu hören. Sie ist ganz anders. Ruhig. Souverän. Moderierend. Auch hier. Alle hören zu, wirklich.

Er fängt die hochemotionale Stimmung auf, knüpft Frau Meier dankend an die Lageschilderung an, beschreibt die Dringlichkeit und Wichtigkeit einer konsequenten Zielverfolgung und deutet nächste konkrete Absichten an. 

Mehr tut er nicht. Denn für eine neue Diskussion will er nicht das Tor öffnen, nicht hier und jetzt – so deute ich.

Rhetorisch befunde ich Oppermann hier so: 

Ist sein Wirkungsziel „beruhigen und besonnen wirken und stille machen, damit wir dann alles so handhaben, wie wir das in der Führungsetage für gut halten“, dann hat er seinen Redebeitrag hochprofessionell gehalten.

Unaufgeregt (nach der Aufregung), souverän aus der Vogelperspektive (nach der Betroffenheit aus der Froschperspektive – ich beschreibe das faktisch, nicht wertend), lösungsandeutend (wieder nicht mehr als andeutend – nach den lösungheischenden Worten Meiers).

Gekonnt, professionell im Sinne des realpolitischen Führungsauftrags Oppermanns in einer lediglich beratenden Versammlung ohne Entscheidungskompetenz und –verantwortung.

Alle Achtung beiden Reden gegenüber!

Nachtrag Februar 2021, Video mit beiden Rednern nicht mehr aufrufbar. 

Wenigstens die Rede Frau Meiers hier gefunden: 

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