Géza Ákos Molnár 16. Oktober 2023
Diese Geste ist auch bei internationalen Firmenpräsentationen durchaus üblich: Ein Manager sagt aus Respekt vor Gästen oder Gastgebern ein paar Worte in einer ihm ansonsten völlig fremden Sprache.
Das ist nett und gut und immer zu begrüßen. Manchmal ist das sogar ganz lustig. Manchmal kann das aber auch ein wenig peinlich werden.
Ob einfach nett, lustig oder peinlich, das hängt entscheidend davon ab, wie wir die fremdländischen Wörter aussprechen: halbwegs richtig oder vollkommen falsch?
Eine Möglichkeit, den (wenigstens ziemlich) richtigen Ausdruck sicherzustellen, ist die, daß man die Sätze nicht nur orthographisch richtig aufschreibt, sondern sie auch lautmalerisch richtig notiert und das Ganze ein paar Mal richtig gut übt.
Im Buch Deutsche Originalität habe ich dieser Tage den entsprechenden Spickzettel zitiert gefunden, den John F. Kennedy 1963 in Berlin verwendet hat, um u.a. den folgenden weltberühmt gewordenen Satz so gut wie nur möglich auszusprechen:
Ish FROYA mish, im FRY-en bear-LEAN tsu sine.
Es gehört zur selbstverständlichen Aufgabe des Redenschreibers, daß er diese Details gut vorbereitet. Ein Glück, wenn sein Auftraggeber das dann auch gut übt. Kennedy hat’s gut gemacht. Und die Berliner hat’s riesig gefreut. Anmerkung: In einer andern Berliner Rede sagt Kennedy nach einem deutsch geredeten Satz selbstironisch augenzwinkernd: I appreciate my interpreter translating my german.
Nicht nur Kennedy, auch der US-amerikanische Produzent und Regisseur George W. Lucas ist nach Berlin gekommen. Das war im Jahre 2005. Von seinen Fans verabschiedet er sich damals mit dem zum Kult gewordenen Star-Wars-Gruß und ruft in die Menge:
May the Force be with you!
Der Simultandolmetscher von N24 hat offensichtlich absolut keine Ahnung von Star-Wars gehabt. Somit hat er auch diesen Satz May the Force be with you überhaupt nicht erfassen können.
Verstehen wir eine Fremdsprache noch so gut, richtig erfassen können wir das Gesagte nur, wenn wir den Kontext erfaßt haben und den Text daher auch richtig einordnen können. Dieser Dolmetscher hat das an dieser Stelle nicht gekonnt.
Wie hat der Arme dann simultan übersetzt? Am vierten Mai bin ich wieder bei euch!
Das zweitwichtigste Ding der Rhetorik ist die gute Vorbereitung.
Quelle: Heinrich Stader, Deutsche Originalität. Fünftausend und ein paar zerquetschte Phrasen, Sprüche und Sentenzen, Manuscriptum Verlag 2023, S.83 (Kennedy) und S.30 (Lucas).
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