Das beste Kino? Das Kopfkino!

Géza Ákos Molnár 16. Oktober 2023


Nicht nur, daß es nichts kostet! Es ist auch sehr nützlich, das Kopfkino.  

Jede Rede muß mindestens einmal das Kopfkino auslösen. Es gibt keine größere Qual, als die, wenn einem beim Redevorbereiten nichts einfällt, das bei den Hörern diesen Film im Kopf entstehen läßt. 

Es gibt umgekehrt kein schöneres Gefühl als das Glück, wenn uns solche Bilder, Metaphern oder Geschichten einfallen, die die Rede zu einem spannenden Kopfkinoerlebnis machen.

Gelingt Ihnen das, dann haben Sie auch schon gewonnen, und der Applaus ist Ihnen sicher.

Warum nämlich lieben Hörer Redner, die Kopfkino machen?

  • Weil diese Redner einfach gut unterhalten und 
  • weil sie gute Lehrer und Erklärer sind – man versteht sie auch bei schweren Themen leicht – und 
  • weil sie etwas schaffen, das Goldes wert ist: Was ich im Kopfkino gesehen habe, das bleibt mir viel eher im Gedächtnis.

Der Feind des Redners: die Blockade

Die große Not kennt jeder, der etwas schreibt, das dann andere lesen oder hören sollen: die Blockade. Ich hasse diese Blockaden. Sie gehören aber einfach dazu. 

Was tun? Wundermittel gibt es nicht. Aber Mittel gibt es. 

Ein Mittel ist ganz einfach: von andern abzuschauen, abzuschreiben und Metaphern und Beispiele zu sammeln. 

Ich bin als Redenschreiber sehr hellhörig unterwegs und überhöre keine Metapher, die jemand von sich gibt. Ich sammle sie. Sie machen glücklich, wenn man sie hat, wenn man sie braucht. 

Gut die Hälfte aller Kopfkinodinge, die ich in Reden unterbringe, sind gar nicht von mir, sondern von anderen.

Kopfkino – Auslöser

Ich zeige Ihnen zwei Beispiele, die ich vor ein paar Tagen gefunden habe: ein politisches; es ist durch seine absurde, abstruse Übertreibung so böse, daß es schon wieder gut ist. – Und dann zeige ich Ihnen ein schönes lebenshilfreiches aus der japanischen Kultur. Das „böse“ politische Beispiel zuerst:

Das Backhenderl und der Tierarzt

Angesichts sehr schlimmer Umfragewerte für den österreichischen Bundeskanzler Nehammer fragt der Redakteur den nehammerkritischen Politik-Beobachter Peter Westenthaler:

Fellner: Wer vertraut dem Nehammer überhaupt noch? Wer sind diese Leute?

Westenthaler: Das sind die Leute, die mit an Backhendl zum Tierarzt gehen und glauben, er macht‘s wieder g’sund.

Aus Japan: Kintsugi 

Was ist Kintsugi? Das ist eine klassische japanische Reparaturmethode für Keramik. Zerbricht ein Keramikgefäß, dann fügen sie in Japan das Gefäß mit viel Geduld und Geschick wieder zusammen. 

Natürlich ist dann die Kittmasse sichtbar. Wir würden das gar nicht mögen. Denn schön ist das Gefäß dann nicht mehr, wie wertvoll die Keramik auch gewesen sein mag.

Was nun? Nun findet Kintsugi Anwendung. Was geschieht dabei? Die Kittnähte werden nicht verborgen, etwa durch Darüberlackieren. Ganz im Gegenteil, die Keramikkünstler heben sie sogar hervor. 

Wie? Sie verzieren sie mit feinstem Pulvergold. Klar, das Keramikgefäß ist eines, das einmal in Brüche gegangen ist. Jeder wird das immer sehen. Nun ist aber alles neu. Daß die Bruchstellen nun als Nahtstellen in goldner Farbe sichtbar sind, verleiht dem Gefäß eine besondere, eine neue Note. 

Wie im Laufe einer Unternehmensgeschichte und im Laufe eines Menschenlebens viel in Brüche gehen kann – Kintsugi – wir können es zusammenfügen, wir können die Narben und Falten durchaus sichtbar lassen und können bald sogar zu ihnen stehen. 

Zusammenfügen, was gebrochen ist, anschließen, fortsetzen, aufbauen, weiterbauen, was eingestürzt war – die Narben und Falten der Bruchstellen, wir können sie gelassen sichtbar belassen und mit dem Pulvergold unserer individuellen Art veredeln. So wird alles wieder von neuem wertvoll und gut werden.

Content sammeln

Sammeln Sie auch Content für das Kopfkino? 

Wenn Sie viel zu reden haben, tun Sie das! Denn dann haben Sie auch viel zu sagen.

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