Der Fußballstar und der Balljunge. Geschichten gehören gefunden!

Géza Ákos Molnár 9. Jänner 2024


Was haben gute Kameramänner und gute Redenschreiber gemeinsam?

Beide beobachten immer alles ohn‘ Unterlaß. Der eine, um ein großartiges Bild einzufangen. Der andere, um Stoff für großartige Reden zu entdecken. 

Geschichten geschehen immer und überall. Sie gehören allerdings auch gefunden. Nur dann kann man sie auch verbreiten und viel Gutes damit bewirken. 

Oft profitiere ich von Kameramännern. Sie fangen ein Bild oder eine Szene ein, die ich dann in Worte fassen und einmal für eine Rede verwenden kann. 

Heute zeige ich Ihnen ein praktisches Beispiel dafür; diese Geschichte hat nur ein paar Augenblicke lang gedauert; ein Kamermann hat sie am Rande eines Fußballspiels eingefangen. Er konnte sie nur einfangen, weil er, ganz Profi, gut beobachtet hatte und mit seiner Kamera allzeit bereit war.  

Die Szene ist so beeindruckend, ein Dichter könnte sie sogar zu einem ganzen Roman ausbauen – über einen großen, berühmten Fußballspieler und einen kleinen, unbekannten Balljungen. Oder schreibt vielleicht einmal ein begabter Drehbuchautor einen unvergeßlichen Spielfilm, an dessen Anfang, Mitte oder Ende genau diese Szene steht? 

Bevor ich Ihnen unten das Video zeige, bringe ich schnell die Geschichte zu Papier, zumindest einen Entwurf der Geschichte. Vielleicht werde ich sie so oder dann je nach Kontext anders als im Entwurf formuliert in eine Rede einfügen …

Eine Szene – vielfältig verwendbar

  • … als ein Beispiel für eine ganz unerwartete Begegnung zweier Menschen; 
  • … oder für einen totalen Wendepunkt im Leben eines Kindes; 
  • … oder für die feine charakterliche Stabilität eines sehr jung sehr reich gewordenen Mannes; 
  • … oder für das ganz selbstverständliche Verhalten desjenigen Menschen, der mit seinen Augen sieht, mit seinem Herzen fühlt, mit seinem Hirn eine Entscheidung trifft und mit seinen Händen tut, wozu Hände eben da sind: er handelt.

Mein Versuch dieser Geschichte in Worten

Da steht ein Balljunge am Rand des Spielfelds und wartet. Er zittert ein wenig. Er trägt nur ein T-Shirt. Kein Wunder, daß ihm kalt ist an diesem Sonntag im Jänner, draußen an der frischen Luft. 

Nur zwei oder drei Meter von ihm entfernt sitzen Fußballspieler in ihren Sesseln – auf der Ersatzbank. Auch sie warten. 

Einer von ihnen ist Jude Bellingham. Er ist grad erst 20 Jahre alt und schon gefeierter Fußballstar. Er spielt sogar in der Nationalmannschaft des britischen Königreichs. Jeder in England, der Fußball liebt, kennt Bellingham. 

War Jude vor zehn Jahren vielleicht selbst noch Balljunge? Auf jeden Fall fällt ihm unser Balljunge auf. Er sieht den kleinen tapferen Helden und wie er vor Kälte zittert, sich aber nicht beklagt, auch um nichts bittet. Der Balljunge steht seinen Mann wie es sich gehört im Einsatz des Spiels. 

Jude Bellingham mag den kleinen Jungen, von dem wir nicht einmal wissen, wie er heißt. Er zwinkert ihm zu. Der Junge sieht’s, bleibt aber stehen. Will Bellingham etwas von mir? 

Da winkt ihn Jude heran, als wollte er sagen: Komm her zu mir, Junge! 

Jude Bellingham steht von seinem Sessel auf, nimmt die große, schöne, wärmende Decke von seinen breiten Schultern und legt sie dem Jungen zärtlich um seine schmalen Schultern, damit ihm nicht mehr kalt sei, sondern kuschelig warm. 

Die Geschichte ist nicht zu Ende. Schnitt im Film. Nächste Szene. Nach dem Match. Am Rande des Fußballfeldes. 

Viele Fotographen schießen noch Fotos von den Fußballern, unter ihnen wieder Jude Bellingham. Jude blickt herum als suchte er jemanden. Ja, da ist er ja! Mein Balljunge! 

Und er ruft ihn noch einmal zu sich. Zu ihm gelaufen, legt ihm Jude Bellingham den Arm um die Schultern und sorgt dafür, daß das so richtig schöne Fotoaufnahmen werden mit ihm und dem Balljungen an seiner Seite! Und wir sehen den Buben wie er vor Freude nur so strahlt!Später wird der Balljunge in ein Mikrofon sagen: Das war der beste Tag in meinem ganzen Leben!

Wer Geschichten findet, muß keine erfinden.

Hier nun unsere Geschichte, wie sie unser Kameramann eingefangen hat: 

Eine der Quellen in den Printmedien: https://www.krone.at/3211106

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