Die Geschichte vom teuersten Beistrich der Welt.

Géza Ákos Molnár 23. April 2018


Was alles passieren kann, wenn man schlampig ist! Da vergißt jemand auf einen Beistrich (= ein Komma) im Satz und schon kostet das Millionen.

Was ist geschehen? Bei einem Fußballspiel schießt einer den Ball mit einer so großen Wucht gegen den Brustkorb eines gegnerischen Spielers, daß der über den Umweg einer Prellung und einer Verengung der Herzgefäße einen Herzinfarkt bekommt. Die Folgen sind dramatisch: 70% invalid.

Nächster Schritt: Versicherung. In der Polizze des Unglücklichen steht folgendes:

„Herzinfarkt ist als Unfallursache nicht aber als Unfallfolge versichert.“ 

Logisch, wie die Versicherung das nun auslegt: Geld gibt es nur, wenn der Herzinfarkt den Unfall auslöst und nicht umgekehrt.

Die Causa wandert zum Gericht.

Der Richter sieht goldrichtig: Da fehlt ja ein Beistrich! Daher kann man den Satz in zwei Richtungen auslegen.

Richtung 1: Herzinfarkt ist als Unfallursache, nicht aber als Unfallfolge versichert.

Richtung 2: Herzinfarkt ist als Unfallursache nicht, aber als Unfallfolge versichert.

Der Richter entscheidet zugunsten des Versicherten.

Der Beistrich! Das Komma! So klein. Für viele so unwichtig. Und jetzt so teuer! 1,8 Millionen! Das tut weh.

Ich kenne einen Juristen eines großen Konzerns. Dessen Aufgabe ist es, Verträge zu formulieren und Verträge anderer Kollegen gegenzulesen. Er muß dabei auch auf jeden Beistrich achten, das ist klar.

Warum mir diese Geschichte eine Warnung ist?

Wenn ich jemandem eine wichtige Rede schreibe, wie wichtig ist der Beistrich auch da!

Warum? 

Erstens macht er Sinn. Er erklärt, was genau gemeint ist. 

Zweitens, auf Grundlage der Ersten: Der Beistrich macht die Melodie und die Pause und die Betonung beim lauten Lesen und beim Reden.


Lesen Sie zum Beispiel diesen Satz aus der Polizze laut, Einmal mit dem Beistrich an der einen Stelle. Und dann mit ihm an der andern Stelle. 

Merken Sie den Unterschied? 

Wenn ich jemandem eine Rede schreibe und der Betreffende ist dann zu lässig, sie vorher laut zu üben, dann kann ihn genau das retten, daß ich den kleinen, feinen Beistrich richtig gesetzt hatte. 

Vorausgesetzt, er sieht ihn rechtzeitig. Darum, lieber Redner: vor der Rede laut üben! Bitte!

Der Beistrich ist wichtig im Notenblatt der Redemelodie. Er ist entscheiden wichtig.

Die Geschichte vom teuersten Beistrich der Welt habe ich hier gefunden.

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