In memoriam Dr. Josef Krainer

Géza Ákos Molnár 11. Jänner 2017


Josef Krainer, am 30. Dezember verstorben, ist nun am 9. Jänner beerdigt worden. Die Steirer wissen es: Ihr Landeshauptmann war ein großartiger Redner.

Ich habe ihn oft bei großen Veranstaltungen zu seinen Landsleuten reden gehört. Ich war da meistens unmittelbar nach ihm zum Reden dran. Das hat’s mir leicht gemacht, weil die Stimmung der Leute schon oben war, dank der rhetorischen Strahlkraft dieses Mannes.

Emotional mußte ich dann nichts Großartiges mehr leisten und konnte meine Worte im von ihm angefachten Winde segeln lassen. Als Jungspund in meinen Zwanzigern war mir das sehr willkommen.

Was habe ich von Josef Krainer rhetorisch gelernt?

  • Wähle denjenigen Blickwinkel zum Thema, der Dich leidenschaftlich macht.
    Anders kannst Du Deine Hörer nie anstecken!
  • Erzähle! Referiere ja nicht. Erzähle!
    Niemand läßt sich alles sagen, aber jeder läßt sich alles erzählen. Das hat Krainer beherzigt. Es war immer spannend!
  • Komme vor!
    Es gibt keine Rede Krainers ohne „ich“. Rede braucht Persönlichkeit. Nur dann lebt sie und wirkt sie. Sonst ist sie tot.
  • Laß die Leute vorkommen!
    Es gibt keine Rede Krainers ohne die konkrete Erwähnung der spezifischen Lage des Dorfes, der Stadt, der Firma, wo er eben geredet hat. Kommen die Leute in der Rede vor, bleibt auch die Botschaft hängen. Nicht zu den Leuten reden, sondern mit ihnen reden, war Krainers Devise.
  • Sag’ „Du“ oder „Sie“ und rede persönlich, dialogisch, ad personam.
    Was hat Krainer in sehr vielen Reden gemacht? Er hat jemanden aus dem anwesenden Publikum beim Namen genannt und ihm ein Kompliment gemacht oder eine nette Anekdote erzählt, in der derjenige vorgekommen ist. Unglaublich. Noch dazu waren das nie Promis, das waren ganz einfache Menschen aus dem Volk. Begegnungen und Namen hat er sich gemerkt. Menschen waren Josef Krainer wichtig. Grandios!
  • Rede normal. So, wie die Leute reden.
    Krainer hat nie die leeren, totritualisierten Worthülsen der nervenden political correctness gebraucht und er hat natürlich nie gegendert. Das hat er nicht nötig gehabt. Denn er hat im guten Sinne des Wortes Autorität und Integrität ausgestrahlt. Man hat ihm abgenommen, was er auf schlicht Steirisch gesagt hat, knackig und saftig wie der Apfel aus seiner Heimat.

Josef Krainer und ich haben zufällig am selben Tag Geburtstag. 

Was mich besonders mit ihm verbunden hat, war seine Leidenschaft, Menschen mit dem Wort zu berühren, sie zu bewegen und auf diese Weise zu gestalten, was eben „hier und heute“ zu gestalten aufgetragen war.

Ich habe einen guten Lehrer und Meister der Rede verloren. Sein Wirken hat mich für immer befruchtet. Ich danke Josef Krainer dafür.

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