Wer schreibt, der bleibt

Géza Ákos Molnár 8. Jänner 2025


Es gibt nur ganz wenige Regeln der Rhetorik, die unumstößlich sind und für ausnahmslos jeden Redner gelten. Zum Beispiel: Rede so laut, daß Dich jeder hören kann und artikuliere so, daß jeder versteht, was Du gerade gesagt hast.

Eine der Regeln, deren Befolgung für den Erfolg einer Rede nicht zwingend erforderlich ist, ist die: Bereite die Rede vor, indem Du sie Wort für Wort aufschreibst.

Plappern oder brillieren? 

Warum ist diese Regel nicht zwingend? Weil es ganz, ganz selten Redner gibt, die die Gabe und die Erfahrung haben, mit der Vorbereitung in Gedanken und mit Stichwörtern und Überschriften sehr gut auszukommen. 

Es gibt hingegen ganz, ganz oft faule Redner, die sich einbilden, damit auszukommen. „Ich improvisiere lieber, das wirkt authentischer,“ reden sie sich gerne aus. Das sind meistens Redner, die tatsächlich gut parlieren, neudeutsch: performen können. 

Allein, es fehlt deren Reden an interessanter Substanz und originellen Pointen. Die Unterhaltung, die sie liefern, ist gerne seicht, ihre Informationen dürftig, die Botschaft platitüdenhaft wie die des Abreißkalenders von nebenan. 

De facto plappern sie anstatt zu brillieren. Sie hatten vergessen, daß das zwei verschiedene Dinge sind: zu improvisieren und zu dilettieren.

Dilettieren oder improvisieren?

Dilettieren heißt, ich habe nur grob überlegt, worum es so gehen wird. Vor Ort rede ich halt, was mir darüber grad in den Sinn kommt. Ob es dann wirklich das ist, was die Hörer suchen und brauchen? Das ist dann eine Sache des Glücks, von dem wir wissen, daß es ein recht seltenes Vogerl ist. 

Improvisieren setzt voraus, daß ich mich akribisch vorbereitet habe. Improvisieren heißt: Dank eines Augenblicks auf der Bühne und angesichts meiner Hörer formuliere ich den einen und andern Satz noch schöner, noch besser, noch treffender als ich ihn zu Hause aufgeschrieben hatte.

Wie Steve Martin ein ganz Großer wurde

Ich bin in Adam Grants Buch Hidden Potential auf die Geschichte eines amerikanischen Stand-Up-Comedians gestoßen. Seine Anekdoten und Witze aufzuschreiben, haßte er. 

Er hat auch viel lieber „improvisiert.“ Weil er zu denen gehörte, die das mit dem Dilettieren verwechselte, ging es freilich total daneben. Er blamierte sich und scheiterte auf offener Bühne. Erst der Schmerz der Niederlage ließ ihn auf den Rat anderer hören: Schreibe Deine Geschichten auf, Wort für Wort. Feile an ihnen. Teste sie. Justiere nach, schleife sie fein, übe sie ein und dann tritt auf.

Was nottut, tut immer auch gut

Ich weiß aus langer Erfahrung: Aufzuschreiben, was ich zu reden plane, 

  • das tut mir gut, 
  • das tut der Rede gut und 
  • das tut dann vor allem den Wichtigsten gut: den Hörern.

Mein Tipp für Ihre Praxis:

Die Mühe der Arbeit lohnt sich tausendfach: Schreiben Sie Ihre Rede, schmieden Sie sie, schleifen Sie sie fein, üben Sie sie gut ein und halten Sie sie tapfer und fröhlich. 

Den Applaus Ihrer dankbaren Hörer werden Sie jetzt mehr genießen als je zuvor! Womit? Mit Recht!

Adam Grant über Steve Martin 

Adam Grant schildert, wie der zunächst scheiternde Steve Martin der große, heiß begehrte Star unter den Standup-Comedians geworden ist. Die Pointe steht, wie immer, ganz am Schluß: 

What his agent didn’t know was that Steve was growing as a performer through writing. 

Onstage, speaking off-the-cuff made it easy to rumble. 

On paper, writing forced him to trim the fat. The painful process of jotting down his material taught him to strip his humor down to the basic elements, “because it’s all about the bare bones of something,” he said. 

“The way a joke’s structured, it can’t be too elaborate.” It wasn’t until he embraced the discomfort of writing that he honed his ability to develop killer punch lines like this one:

I handed in a script last year and the studio didn’t change one word. The word they didn’t change was on page 87.Adam Grant, Hidden Potential. The Science of Achieving Greater Things, 2023, S.30.

Was kann ich für Sie tun? 

Werte Leser, Sie haben die Zeit nicht oder die Erfahrung nicht, Ihre Rede gut zu schreiben

Ich bin Redenschreiber und unterstütze Sie gerne dabei. 

Lassen Sie von sich hören. Ich höre Ihnen gerne zu. Damit am Ende  Ihnen viele Menschen gerne zuhören. 

Der Applaus wird alleine Ihnen gehören!

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