Géza Ákos Molnár 24. April 2025
Diese rhetorische Kritik der Osterrede des Herrn Friedrich Merz ist so heftig, deftig und lustig vorgetragen, daß ich sie Ihnen unbedingt zeigen will.
Gesehen habe ich sie am 22. April 2025 in der Sendung Nius-Live des deutschen Internetsenders nius.de.
Der Kritiker, der da so richtig leidenschaftlich geworden ist, heißt Dr. Alexander Kissler.
Er ist rednerisch bestens qualifiziert. Seine täglichen Kommentare unter dem Label Kissler-Kompakt sind ein erfrischender Beleg für seine rhetorische Brillanz. Als ehemaliger Theaterregisseur hat er einen besonders scharfen Blick für das Ganze eines rhetorischen Auftritts entwickelt.
Der Text allein tut’s freilich nicht
Er weiß: Der Text allein tut’s freilich nicht, daß die Rede wirklich wirkt. Auch der Vortrag und das, was wir heute ‚performance‘ nennen, sind ganz, ganz entscheidend. Eine wirkungsstarke Rede ist immer ein Gesamtkunstwerk aus Text, Auftritt, Persönlichkeit, Setting und dem feinen Gespür des Redners für die Audienz, mit der der Redner nun reden wird (und nicht bloß ‚zu‘ ihr oder gar über sie hinweg).
Meine Notiz
Friedrich Merz kann auch gut reden, sehr gut sogar. Ich beobachte zu oft, wie sich gute Redner – wohl, weil sie sich rhetorisch gar so überlegen fühlen – total blamieren. Sie haben geglaubt, ihre Position, ihre Funktion, ihre Macht genügten schon. So gehen rhetorisch begabte Männer bisweilen sehr schnell in die rhetorische Irre.
Mein Tipp
Und wenn Sie noch so erfahren, begabt und „wichtig“ sind, bereiten Sie sich bitte auf jede Rede immer umfassend vor. Aus Respekt vor sich selbst, vor Ihren Hörern und vor der Mission, die Sie sich anschicken, voranzubringen.
Alexander Kissler ist am Wort
Sehen Sie nun den Ausschnitt aus der Sendung Nius-Live vom 22. April 2025 von TC 1:08:19 bis TC 1:16:07. Die wesentlichen Passagen transkribiere ich dann unten, damit es sie auch zum Lesen gibt.
Transkript wesentlicher Passagen Dr. Kisslers
TC 1:10:37: Ich schaue hier in die toten Augen des müden Herrn Merz und denke mir: So spricht ein Konkursverwalter.
So spricht ein Konkursverwalter, der sagt: ‚Ja, wir müssen zwar alle Filialen schließen, aber drei bleiben noch geöffnet. Haben Sie Zuversicht! Wir haben noch Toilettenpapier, Zahnbürsten und Dosenravioli. Ist nicht viel, aber das haben wir immerhin. Seien Sie zuversichtlich, kann man sich auch mal von ernähren.‘
Im Ernst: Mit so einer Leichenbittermiene, mit so einer Grabesstimme kann ich doch keine Zuversicht verkaufen! Da kann ich vielleicht Baldrian verkaufen, nach dem Motto: ‚Wenn Sie auch mal so schläfrig werden wollen wie ich, dann nehmen Sie Baldrian. Wenn Sie auch mal so müde wollen werden wie ich, dann nehmen Sie Valium! Und wenn Sie auch einmal so hoffnungslos werden wollen wie ich, dann schauen Sie sich diese Rede fünf Mal an!‘
Herr Merz kann es nicht. Er will es nicht. Es ist grauenhaft!
Wie kann ich denn als jemand, der im Beginn ist einer Regierungsverantwortung, ein solches Video aufnehmen, das nur einen einzigen Ausdruck vermittelt: Griesgrämigkeit, Mehltau, Nicht-Können, Nicht-Wollen, Abgeschlossenhaben.
Der hat innerlich abgeschlossen, ausweislich dieses Videos, mit dem Land, das er regieren will. Noch einmal: Die toten Augen des müden Herrn Merz schauen mich an. Ich will die nächsten Folgen dieses Gruselschockers nicht erleben. TC 1:11:47
[Es folgt ein sehr unterhaltsamer Kommentar von Frau Birgit Kelle, auf das – nach ihrem Eindruck – KI-Baukastensystem des Redetextes und auf die ganz verschämt angedeutete Deutschlandfahne am Bildrand des Videos bezugnehmend.]
TC 1:14:05: Also ich muß jetzt einfach auch nochmal sagen als ehemaliger Theaterregisseur: In einer so schlechten Verpackung kann sich kein guter Inhalt verbergen. Komplett ausgeschlossen.
Wer so unterirdisch performt, der hat auch keine Botschaft, die es wert wäre, gut verpackt zu werden.
Er hat nicht am Wording gearbeitet, nicht an der Vortragsweise, nicht am Hintergrund – sehr gute Beobachtung [Birgit Kelle lobend]. Er hat sich einfach schluffig in den Gang gestellt und hat irgendetwas gesagt, um Staatstragenheit zu symbolisieren. TC 1:14:34
TC 1:15:44: Wie kann ich [mich] denn als jemand, der [ich] demnächst die immer noch drittwichtigste Wirtschaftsnation der Erde repräsentieren werde, in [einem] so kleinen, billigen, schäbigen Ambiente abbilden lassen, wo ich komplett die Hoheit habe!?
Sowohl im Konrad-Adenauer-Haus als auch hier eben kann ich sagen: ‚Leute! Das ist die Botschaft. Das muß rüberkommen. Und damit sie rüberkommen, performen wir so!‘
Wir sehen hier Merz, den Lowperformer. TC 1:16:07
Schlagwörter: Video, PERFORMANCE, rede, Wirkung, Text, Tipp, Vorbereitung, Auftritt, Birgit Kelle, FRIEDRICH MERZ, NIUS, ALEXANDER KISSLER.
Redemanufaktur © 2025