Géza Ákos Molnár 26. Feber 2018
Die erste Filmmelodie meines Lebens, die mich bis heute in Stimmung bringt, ist die von Winnetou.
Was ist Ihre erste Filmmelodie? Filme ohne Musik, können Sie sich das vorstellen? Das ist wie eine Speise ohne Gewürze.
Ich freue mich schon auf den neuen Kinofilm SCORE. Es geht um Filmmusik. Um gute Filmmusik, wohlgemerkt: Geschichte, Wirkung, Geheimnis.
Einer der Komponisten erzählt, was sein Qualitätsanspruch ist, wenn er für einen Film komponiert. Es ist die Gänsehaut. Die will er spüren, wenn er seine Musik hört. Erst dann ist er zufrieden.
Das zeigt zwei Tatsachen: Musik dient dem Film. Und: Die Musik dient unsern Emotionen.
Was Bilder tun, was Worte tun – gute Musik macht’s, daß eben diese Bilder, und diese Monologe oder Dialoge unsere Seelen berühren (in der ganzen Bandbreite von der Liebe bis zum Horror).
Höre ich so etwas, denke ich gleich an meine Profession: Redenschreiben.
Unsere Zeilen einer Rede dienen dem Redner und den Emotionen seiner Hörer. Unsere Musik: im übertragenen Sinne Wortwahl, Formulierung, Rhythmus, Stilmittel, Tempo, Pausen, Modulation.
Eine Rede muß auch schön sein, Musik in meinen Ohren. Sie mag richtig sein und wichtig, aber damit allein wirkt sie nicht. Rede braucht mehr. Wie der Film mehr braucht als Bilder, um zu berühren.
Musik und Rede kombinieren? Ist das sinnvoll? Manchmal ja. Wichtigste Voraussetzung: Musik nur, wenn sie wirklich gut ist und man die Rede und Musik zu einem Gesamtkunstwerk verschmelzen lassen kann. Musik in der Rede um der Musik willen? Niemals!
Im Dezember habe ich die Ehre gehabt, an einer Rede mitzuarbeiten, die dem Redner menschlich sehr wichtig war. Es war eine persönliche Botschaft des Vorstandschefs an seine weltweit tätigen Mitarbeiter. Sie sollte auf Video aufgenommen werden, damit sie im Intranet alle sehen und hören konnten.
Für ihn haben wir das Folgende das erste Mal gemacht. Wir haben seine Rede mit sorgfältig ausgewählter Musik eingeleitet. Sie hat die Stimmung in die vom Redner gewünschte Richtung gelenkt.
Der Refrain des Liedes war dann der rote Faden der Rede. Das ist dann auch alles gut gelungen, und die Aufnahme hat genau die Wirkung gezeigt, die sich mein Auftraggeber gewünscht hatte.
Beim Dreh geschah etwas ganz Feines: Bevor der Kameramann – ein unglaublich begabter und kompetenter junger Mann – ans Werk gehen wollte, hat ihn der Herr Vorstand aufgehalten:
„Noch nicht! Zuerst möchte ich noch einmal die Musik hören, damit ich in die richtige Stimmung komme!“
Gute Idee! Er hat sich mit der Musik von dieser Stimmung aufnehmen und beflügeln lassen. Er hat in der Folge genau den Ton gefunden, der dann die Rede zu einem Erlebnis für seine Mitarbeiter und auch für ihn selbst gemacht hat.
Die Stimmung hat ihren Dienstweg: Musik > Redner > Rede > Hörer.
Zurück zu SCORE: Unten sehen Sie ein Video mit ein paar Sequenzen aus SCORE und einem kurzen Gespräch von Komponisten.
Bitte achten Sie auf den Dialog ab Min 2:12. Die Redakteurin fragt Bear McCreary, wie er nun an die Arbeit geht, wenn er die Musik zu einem Spielfilm komponiert.McCreary: Ich rede mit dem Regisseur. Und ich will zunächst dezidiert nichts wissen über Instrumente, Stil, Richtung und dergleichen. Meine erste und alles entscheidende Frage ist: „What do you want your audience to feel?“
Hören Sie ihm zu, wie er das dann erklärt. Das ist ganz meine Rede, denn: Das ist exakt die Frage, die ich dem Redner als erstes stelle, wenn ich ihm eine Rede schreiben soll. „What do you want your audience to feel?“
Haben Sie das schon einmal ausprobiert? Hören Sie die Filmmusik ohne den Film zu sehen. Und horchen Sie in sich hinein, was in Ihnen vorgeht, welche Musik was für eine Stimmung und welche Bilder in ihrem Kopf erschafft. Sie können das mit Bear McCrearys Musik ausprobieren.
Dazu passt dieses Buch: Freude an der Musik von Leonard Bernstein (Original aus USA: The Joy of Music).
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