Géza Ákos Molnár 3. Mai 2019
„Was hat sie nur für Mitarbeiter?“
Das war meine allererste Frage beim Anblick einer Fotoaufnahme von Frau Rendi-Wagner am Rednerpult.
Vor 12.000 oder vor 120.000 Wiener Sozialisten (die niedrigere Schätzung ist die der Polizei, die höhere die der SPÖ) schickt sich die SPÖ-Chefin 2019 an, ihre erste Erste-Mai-Rede zu halten.
Ein Windstoß erfaßt und verweht die Blätter, auf die die Rede geschrieben war. Frau Rendi-Wagner will sie noch mit weit nach vor gestreckten Armen erhaschen. Allein, vergeblich.
Ich stelle mir vor, was für ein Riesenschrecken die unglückliche Frau in diesem Moment erfaßt hat.
Subjektiv, weil es wirklich ein Riesenpech ist, wenn so etwas geschieht.
Objektiv wär’s vielleicht ein Glück gewesen, weil Frau Rendi-Wagner viel besser, natürlicher, krampffreier reden kann als sie es tut, seit sie an der Spitze der SPÖ ist und immer brav und viel zu dramatisch vom Blatt abliest, was ihr wohl Menschen aufgeschrieben haben, die sich nie mit ihrer Chefin natürlichen Art befaßt haben. Aber das ist heute nicht mein Thema.
Mein Thema ist: Bitte, wie kann es sein, daß ihr die Mitarbeiter die Rede nicht gesichert mitgegeben haben? Wer im Freien redet, muß sein Konzept wetterfest machen. Kein Scherz! Das ist tatsächlich wichtig.
Am Rande bemerkt: Ich sah einmal einen Redner mit seinem handgeschriebenen Konzept im Regen stehen. Das Wasser hat die Tintenschrift unlesbar gemacht.
Frau Rendi-Wagner hätte am 1.Mai ihre A4-Blätter wenigstens mit einer Büroklammer zusammengehalten bekommen müssen. Bis sie tatsächlich redet, läßt sie die Klammer lieber auch wirklich dran und die Blätter in der Hand und die Klammer erst dann runter, wenn sie tatsächlich zu reden beginnt – und selbst dann die A4 Zettel nie frei liegen lassen! Immer eine Hand auf den Zetteln lassen!
Oder noch besser: die A4-Blätter mit einer Heftklammer fest zusammengeklipst. Das ist noch sicherer, der Redner blättert um und schlägt die absolvierte Seite nach hinten um. Sieht zwar suboptimal aus, aber alles ist sicher und alles ist gut.
Oder am allerbesten: Reden haben – vor allem, wenn im Freien gehalten – überhaupt nicht auf A4-Blättern verewigt zu werden.
A5 ist viel besser, handlicher, bietet weniger physikalische Angriffsfläche als A4, was dann bei Wind und Sturm auch rhetorisch weniger Angriffsfläche bedeutet.
Aber am allerbesten ist meine Gewohnheit, die ich jedem Klienten und in jedem Rhetorikseminar ganz dringend vorschlage:
Die Rede gehört auf Moderationskarten geschrieben.
Egal, ob in Stichworten oder als Mindmap oder Wort für Wort. Immer auf Karten.
Diese – auch Rechteck-Karten genannten – Blätter sind kleiner, fester (Stärke des Blattes) und praktischer.
Sind Sie der Redner, gehen Sie elegant auf die Bühne oder ans Pult. Sie halten nichts in Ihren Händen. Das sieht souverän aus! Sie stehen am Pult, Sie zeigen sich Ihren Hörern, Sie genießen den Applaus und jetzt erst holen Sie – elegant – Ihr Redekonzept aus der Sakkoinnentasche heraus.
Solche Fotos wie die da oben von der geschockten Frau Rendi-Wagner können mit Ihnen nie entstehen.
Reden Sie an einem Rednerpult, können Sie die Karten dorthin legen. Reden Sie auf freier Bühne, haben Sie – elegant aussehend – die Karten in Ihrer Hand.
Elegant aussehend betone ich, weil es tatsächlich viel besser aussieht, wenn Sie so auf der Bühne stehen als wenn Sie mit A4-Blättern herumtun.
Wenn Sie gestikulieren, haben Sie mit diesen Kärtchen alle Freiheit, mit Händen und Füßen zu reden. Mit A4 schaut das gar nicht gut aus. A4 Redner sind da ganz schön eingeschränkt.
Dasselbe schlage ich Frauen vor. Sie haben keine Sakkoinnentasche. Dafür haben Sie eine Handtasche und wenn Sie ohne Handtasche rausgehen, dann haben Sie eben die kleinen, handlichen Karten in Ihrer Hand.
Und alles ist gut. Sie wirken souverän und zeigen Stil. Alles Weitere siehe in den obigen Absätzen. Es ist unisex.
Und jetzt mache ich Werbung für die Moderationskarten, die ich meine. Maße: 9,5 x 20,5 cm. Sie sind in verschiedenen Farben erhältlich. Und so sehen sie aus:
Eine weitere Anregung: Reden Sie im Namen jemandes (zum Beispiel in unserm heutigen Fall im Namen der SPÖ), lassen Sie die Rückseiten der Moderationskarten mit Ihrem Logo bedrucken.
Das gibt dem ganzen einen schönen und hochprofessionellen Gesamteindruck, wie er zu Ihrem ausgezeichneten Redeauftritt einfach dazugehört.
Gutes Gelingen – auch bei Wind und Wetter!
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