Was um Himmels willen sage ich nach einer Lobrede an mich?

Géza Ákos Molnár 27. September 2017


Vorige Woche ruft mich jemand an: „Herr Molnár. Ich bekomme nächste Woche eine Auszeichnung. Was sage ich um Himmels willen nach einer Lobrede an mich?“

Die meisten Schauspieler machen es ja nach der Verleihung des Oscars, des Löwen oder des Pinguins wirklich schlecht:

„Danke meiner Mutti, meinem Vati, meiner Nichte, meinem Regisseur, meinem Produzenten und allen Menschen dieser Welt. Ich freue mich, dass ich existiere. Und Ihr.“ Und ein bisschen grinsen und abtreten. 

Man hat ja nur 1 Minute Redezeit. Was soll man da schon viel machen? Und für 1 Minute extra etwas vorbereiten? Das geht gar nicht. 

In folgendem Video bekommt Helmut Schmidt den Bambi verliehen.  

Bitte schauen Sie sich diese 1 Minute von 4:42 bis 5:45 genau an. Das ist die Einleitung zu seiner 10 Minuten langen Rede nach der Laudatio

Wenn Sie nur 1 Minute reden sollten oder wollten, dann ist diese 1 Minute Schmidts eine Mustervorlage. Nicht zum Kopieren freilich, sondern zum Variieren.

Warum wirkt das gar so stark, was Helmut Schmidt sagt? Ganz wesentlich deshalb, weil es eine ganz schlichte Struktur hat.

Im Transkript sehen Sie auf einen Blick: 

Es sind in Summe nur 8 Sätze.

In 7 von diesen 8 Sätzen redet er bestimmte Leute in direkter Anrede an.

6 Sätze von 8 sind nur ganz einfache Hauptsätze.

Nur 2 Sätze von 8 haben je 1 Gliedsatz, und der ist ganz einfach.

Die ganze Passage lebt von 2 rhetorischen Qualitätskriterien: elegant – einfach.

Noch eins: Selbst der alte Helmut Schmidt hat seine Antwort auf die Laudatio nicht auf die leichte Schulter genommen. Er hat sie wohl vorbereitet und sehr gut vorgetragen (Min 4:42 bis 5:45).

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