Géza Ákos Molnár 28. April 2020
Zwei Männer, CEOs und Präsidenten ihres jeweiligen Konzerns sprechen zu ihren Mitarbeitern, Partnern und Kunden; beide angesichts der aktuellen Krise mit ihren Herausforderungen.
Was macht eine Führungsrede zu einer richtig guten Rede?
Drei Dinge:
Zunächst eine fachlich kompetente und empathische Persönlichkeit mit innerer Autorität.
Sodann eine professionelle und ernsthafte Vorbereitung der Rede.
Schließlich der echte Wille, mit dieser Rede auch wirklich wirken, führen zu wollen.
Ich denke, beide Reden, die ich Ihnen heute zeige, erfüllen diese Kriterien.
Die eine Rede ist die des Präsidenten und CEO von Marriott Int., Arne Sorenson.
Sie ist beides: sehr persönlich und geschäftsrelevant sachlich, nüchtern.
Herr Arne Sorenson. Wir sehen einen kahlen Mann reifen Alters; wir gewinnen den Eindruck, daß er gesundheitllich angeschlagen ist.
Er geht gleich am Beginn darauf ein und erzählt von seiner medizinischen Behandlung (Krebsleiden). Er deutet es nur kurz an (gerade richtig dosiert) und leitet sogleich über zu einer ganz andern Gesundheitsgefährdung, von der wir alle (common) betroffen sind. Heute geht es ihm um sie.
Es folgt die Beschreibung der wirtschaftlichen Lage von Marriott in Verschränkung mit der Entwicklung der Virusverbreitung auf der Welt.
Es sind Zahlen und Vergleiche mit Krisen in vergangenen Jahrzehnten, mit denen er konkret und rational fassbar macht, in welcher Dimension sich bewegt, was gerade geschieht.
Weil er führt, zeigt er den Weg und die ersten konkreten Schritte zur Überwindung der Krise, die er persönlich und alle im Vorstand setzen und die wichtigsten, die im Konzern getan werden.
Nach diesem Hauptteil der Rede teilt er wieder seinen ganz persönlichen Blick auf Marriott mit uns.
Arne Sorenson redet in einer feinen, zurückhaltenden, persönlich sehr bescheidenen Art. Man vermeint einmal seine Stimme brechen zu hören, über die er schnell wieder Macht gewinnt, um seinen Leuten Zuversicht zu geben und einen guten Ausblick in die Zukunft.
So jemandes Rede bewirkt wohl bei den Meisten Gefolgschaft und schafft einen lebendigen Team-Spirit über die vielen Standorte auf dem ganzen Globus hinweg. Lauscht man einer Rede einer solchen Persönlichkeit in solch einer individuellen und geschäftlichen, globalen Krisenzeit, verspürt man sogar als Außenstehender den Wunsch, daß es ihm und seinem Unternehmen bald wieder gut gehen möge.
Hier die Rede von Arne Sorenson (Dauer: ca. 5 Min.)
Die andere Rede ist die des CEO von TripAdvisor, Steve Kaufer.
Sie ist in Aufbau und Wirkungsweise der andern Rede ähnlich.
Persönliche Einleitung, allgemeine Lagebeurteilung, konkrete Schritte, die er, Herr Kaufer, und sein Unternehmen setzen und erste konkrete Vorhaben und Pläne, die den 8 Millionen (!) Partnern und Kunden weltweit durch die Krise helfen sollen.
Auf die andere Seite der Krise zu kommen, das ist sein Herzensanliegen, sein Thema.
Den Partnern und Kunden die Zuversicht zu geben, daß TripAdvisor sie in jeder nur möglichen Weise durch die schwere Zeit begleiten wird, ist sein Redeziel.
Steve Kaufer zeichnet sich durch eine intensive dialogische Dichte aus. Es gibt so gut wie keinen Satz ohne ein persönliches Fürwort, meistens ‚ich‘ oder ‚wir‘ und ‚Sie‘.
Wodurch im Detail diese Rede ihre Wirkung entfaltet, zeige ich im Transkript, in der ich die Struktur der Rede deutlich hervorgehoben habe.
Außerdem habe ich die Personalpronomina statistisch ausgewertet. Lassen Sie sich überraschen.
Tipp: Wenn Sie Wert auf einen guten, professionellen Dialogstil in Ihrer Rede legen, können Sie hier Anleihe nehmen. Vor allem wenn Sie sehen, mit welchen positiven Zeitwörtern Steve Kaufer diese Personalpronomina verknüpft hat.
Hier das Transkript mit sichtbarer Struktur und Statistik.
Hier die Rede von Steve Kaufer (Dauer: ca. 5 Min.)
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