Wie gut ist ChatGPT beim Redenschreiben? 

Géza Ákos Molnár 12. März 2025


Drei Vorbemerkungen

a/ Ich bin kein Experte für Künstliche Intelligenz, ich bin Experte für Redenschreiben. 

b/ Alles hier ist eine Momentaufnahme. Die KI entwickelt sich so schnell, daß dieser Artikel vielleicht schon in einem Jahr total veraltet ist. Vielleicht aber auch nicht. Wir werden sehen. 

c/ Was Sie hier lesen, ist nicht Ergebnis einer wissenschaftllichen Untersuchung. Ich erzähle schlicht – aus eigener Erfahrung und aus der von anderen.

Meine eigene Erfahrung

Klar habe ich ChatGPT schon ausprobiert. Unglaublich, wie schnell die KI ein Ergebnis liefert. Noch dazu in der gewünschten Länge der Rede. Ich bin fasziniert.

Was ich noch fleißig üben und lernen muß, ist das präzise und zielführende Prompten. Die richtige Befehle richtig formuliert zu geben, will auch gelernt und geübt sein. 

Das ist ja unter natürlich Intelligenten auch nicht anders. Über der Tür des Büros eines Kompaniekommandanten sah ich einen lustigen Spruch eingerahmt, der durchaus seinen ernsten Hintergrund hat: „Wie machst Du Deinen Kommandanten am schnellsten fertig? Befolge seine Befehle!“ 

Im übertragenen Sinne gilt das auch für die KI. Die KI tut immer, was Du ihr befiehlst. Bist Du mit dem Ergebnis unzufrieden, liegt das mit hoher Wahrscheinlichkeit an Dir! Hast Du den richtigen Befehl richtig formuliert?

Was habe ich vermißt? 

Highlights, Spannung und Empathie. Es ist alles brav und durchschnittlich in Ordnung. Viel besser als nichts. Aber viel, viel schlechter als etwas Originelles, Spannendes und Individuelles, das wirklich mir (dem Redner) entspricht und die Audienz fesseln, bewegen oder berühren könnte. 

Empathie: Manches klingt wohl nach Empathie, bleibt aber formelhaft, floskelhaft. Kühl. Unglaubwürdig. Die KI-Empathie klingt ungefähr so wie unsere regierenden Politiker klingen, wenn sie am Platz des Terroranschlags erscheinen und ein paar Phrasen hinterlegen und dabei betroffen dreinschauen, um dann bis zum nächsten Terroranschlag wieder zur Tagesordnung überzugehen.

Was so richtig gut ist, gutes Prompten vorausgesetzt

ChatGPT liefert inhaltlich die eine oder andere gute Idee, auf die ich von alleine nicht gekommen wäre. 

Die KI strukturiert brauchbar und formuliert knackige Überschriften. 

Als Grundlage für meine eigene Arbeit an der Rede kann ChatGPT tatsächlich nützlich sein. Ich betone: als Grundlage! Zum Triggern meiner natürlichen Intelligenz verwende ich die KI gerne.

Aber immer Achtung! 

Einer Sache bin ich mir professionellerweise immer bewußt: Die derzeit öffentlich verfügbaren Künstlichen Intelligenzen (AI Engines), die ich kennengelernt habe, sind allesamt weltanschaulich trainiert. 

Alles ist politisch korrekt, brav, mainstreamig, angepaßt, fad, langweilig – zumindest aus dem Blickwinkel derer außerhalb dieser Blase. In Summe: unauffällig, durchschnittlich, konformistisch.  

Man kann durchaus erkennen, wenn jemand eine Rede hält, die er von ChatGPT hat schreiben lassen. 

Wollen Sie, daß Sie nach Ihrer Rede jemand fragt: Hey, das war eine interessante Rede, welche KI genau hat sie denn für Sie geschrieben? Mein dringendster Tipp: Übernehmen Sie um Himmels willen niemals eine Rede eins zu eins von ChatGPT. Sorgen Sie für Ihre persönliche Handschrift und bitte, bitte lassen Sie Ihre Hörer spüren, daß Sie die Rede wirklich exakt für sie geschrieben haben und für niemanden sonst.

Die natürliche Intelligenz hat Vorrang

Und immer gilt: Ich bin gerne der Mann für Sie – der mit der natürlichen Intelligenz nämlich! Wenn ich Ihre Rede mit Ihnen gestalten soll, rufen Sie mich an! Wir machen das! 

Apropos: Ich hatte einen Stammkunden. Konzern. C-Level. Große Ehre für mich. Und dann war ich plötzlich uninteressant geworden für ihn. Etliche Monate kein einziger Auftrag mehr von ihm. Nach fast einem Jahr, ich hatte gar nicht mehr mit ihm gerechnet, rief er mich zu sich und formulierte seine Geschichte so: 

„Ich habe die letzten Reden mit ChatGPT vorbereitet. Faszinierend, was die KI alles kann. Jetzt will ich aber doch lieber wieder mit Ihnen arbeiten, Herr Molnár. Wissen Sie, warum? Die Reden von ChatGPT hatten alle keine Seele.“

Aber der Text war tot

Anfang März bekam ich das Konzept eines hochinteressanten Vortrags zu lesen. Michael León Saathen sprach über Hermetik im dritten Jahrtausend.   

Zitieren möchte ich hier die ersten Zeilen der Rede aus der Feder des Herrn Saathen, die noch nichts mit Hermetik, aber dafür mit unserm Thema hier zu tun haben: 

„Um der Wahrheit die Ehre zu geben, muss ich euch ein Geständnis machen. Ich habe diesen Vortrag von OpenAI/ChatGTP schreiben lassen.

Das Ergebnis, das die Maschine ausspuckte, umfasste rund 10.000 Zeichen und war inhaltlich gar nicht mal so uneben. 

Aber der Text war tot.

Und vor allem: Er war nicht mein Text. Nicht meine Forschung, nicht meine Idee. Nicht meine Sprachfarbe. Mit einem Wort, nicht meine Schreibe.

Ich habe schließlich zwei oder drei inhaltliche Anregungen übernommen, die ich tatsächlich in der Vorbereitung übersehen hatte, und einen ganzen Halbsatz. 

Alles andere ist meine eigene Leistung. Wie plausibel und praktikabel sie für euch ist, mögt ihr im Nachgang beurteilen.“

Was sagt mein bester Konkurrent zum Thema?

Mein bester Konkurrent deutscher Zunge heißt Matthias Pöhm. Ich will ihn nicht empfehlen, weil ich lieber selber Geld verdiene als es verdienen zu lassen. Aber empfehlen können tue ich ihn mit gutem fachlichen Gewissen allemal. Was Herr Pöhm über ChatGTP beim Redenschreiben sagt, das erfahren Sie hier im Video, wenn Sie möchten:

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